Studie zeigt Unterschiede in Dresden auf: Platte ist nicht gleich Platte
Landläufig herrscht die Meinung: Wer es sich leisten kann, zieht da weg oder gar nicht erst hin.
"Ein böses Vorurteil! Platte ist nicht gleich Platte", weiß der Dresdner Benedikt Oelmann (28). Für seine Geografie-Masterarbeit untersuchte er die sozialen Strukturen in den DDR-Neubaugebieten der Stadt.
Benedikt Oelmann: "Jede fünfte Dresdner Wohnung befindet sich heute in Plattenbauten aus der DDR-Zeit." Konkret erfasste Oelmann 64 503 Wohnungen, die in industrieller Bauweise zwischen 1970 und 1999 hochgezogen wurden.
Die Leerstandsquote in diesen Mehrfamilienhäusern lag 2018 bei 4,4 Prozent (6,9 % Durchschnitt gesamte Stadt).
Neben den Großwohnsiedlungen Johannstadt, Prohlis und Gorbitz (insgesamt 43.600 Bewohner) existieren über zwei Dutzend kleine Quartiere mit insgesamt 47.700 Bewohnern.
Stadtplanungsamt wertschätzt Oelmanns Studie
Mithilfe der Einwohner-Statistiken konnte Oelmann Siedlungs-Typen klassifizieren.
• Typ "Gemeinsam alt geworden": In Großzschachwitz, Leubnitz, Zschertnitz, Kleinpestitz, Klotzsche, Gruna, Straßenzügen von Leuben und Zschertnitz dominieren die älteren Semester der Erstmieter. Je nach Siedlungs-Baujahr sind sie zwischen 65 und 84 Jahre alt. Dort steht ein "Generationswechsel" an.
• Typ "Durchmischt": In Seidnitz (Schmiedeberger Straße, Schilfweg) und Leuben (Birkwitzer Weg, Rottwerndorfer Straße) wohnen neben vielen Mietern der 1. Stunde auch junge Leute.
• Typ "Einkommensschwach": Überdurchschnittlich viele Menschen, die mit schmalen Einkünften haushalten müssen, leben in Platten der Radeberger Vorstadt (Am Jägerpark), in Johannstadt (Comeniusstraße), Seidnitz-Nord und Dobritz-Süd.
• Typ "Arm & International": In Seidnitz (Johnsbacher Weg), Leubnitz (Hans-Otto-Weg), Strehlen (Wilhelm-Lachnit Straße), Zschertnitz (Rubensweg) sowie in der Südvorstadt haben viele Migranten und Dresdner mit kleinem Einkommen Wohnungen.
Das Stadtplanungsamt wertschätzt Oelmanns Studie, bestätigt die doch weitgehend die städtischen Untersuchungen (Bildungsbericht, Sozialmonitoring, Wohnungsmarktbericht).
Das Amt begleitet den Wandel in den Stadtgebieten und fördert gegenwärtig zum Beispiel das Wohngebiet am Koitschgraben/Karl-Laux-Straße im Programm "Soziale Stadt".
Eine Stadtsprecherin: "Bislang gibt es keine Signale aus den Wohnungsunternehmen und Genossenschaften, dass es bei Quartieren im Generationswechsel besondere Problemlagen und Unterstützungsbedarfe gibt."
Die Studie nachlesen: dresden.de (Dresden in Zahlen II.Quartal 2020)
Titelfoto: imago images/Westend61/Holm Helis