Streit um Dresdner Stollen: Unternehmer wehrt sich gegen 133 Seiten Abmahnung
Dresden - Für viele gehört er zum Advent wie Pyramide und Räucherkerze. Auch für Unternehmer Björn Mauersberger (42), der seit 2023 Stollen auf der Internetseite weihnachtsstollen.de verkauft - darunter Dresdner Christstollen. Eine eingetragene Marke, über die der Schutzverband Dresdner Stollen eisern wacht: Die Webseite ist ihm offenbar ein Dorn im Auge. Der Beginn eines "Stollenkriegs" gegen unliebsame Konkurrenz?
Voriges Jahr traf Mauersberger einen Bäckermeister in der Kneipe, ertüftelte eine Idee: ein moderner Webshop für Stollen aller Art, darunter Dresdner Christstollen.
"Ich möchte das Stollengeschäft digitalisieren und dafür mit Bäckern zusammenarbeiten", sagt Mauersberger, der BWL studierte, bereits Schmuck online vertreibt.
Für sein Stollen-Start-up arbeitet er mit Mitgliedern des Stollenschutzverbands zusammen: Die Bäckereien Krause aus Dresden und Eisold aus Radeberg backen nicht nur Mohn- oder Marzipanstollen, sondern auch Dresdner Stollen mit Markensiegel.
Die Herstellung und Vermarktung dieser Stollen ist streng geregelt, sie gelten seit 2010 als "geschützte geografische Angabe" nach EU-Recht. Mauersberger wollte keinen Fehler begehen, suchte letzten Herbst Kontakt zum Verband. "Bitte schauen Sie sich unsere Website an", schrieb er damals.
Die Antwort kam vor wenigen Tagen per E-Mail: eine Abmahnung, 133 Seiten dick, inklusive Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung, einer angedrohten Vertragsstrafe von 5 100 Euro "für jeden einzelnen Fall" und Anwaltskosten in vierstelliger Höhe.
Sogar die Website soll unrechtmäßig sein
Laut Abmahnungsschreiben hat Mauersberger vielfach gegen die Markensatzung verstoßen, etwa weil er auf der Seite allgemeine Bezüge zur Stadt Dresden herstellt.
Denn laut Verbands-Anwalt sind Formulierungen wie "Stollen aus Dresden" oder "Dresdner Stollenbäcker" unzulässig, sofern damit andere als der Dresdner Stollen beworben werden.
Sogar die Domain weihnachtsstollen.de soll tabu sein, Dresdner Stollen darunter nicht verkauft werden dürfen.
"Das würde unser Geschäft ruinieren. 80 Prozent unserer verkauften Stollen sind Dresdner Stollen", sagt der Geschäftsmann und übt scharfe Kritik: "Mir soll auch verboten werden, Original Dresdner Stollen zu sagen. Dabei verwendet der Vorstandsvorsitzende des Verbands diesen Zusatz für seinen Online-Shop selbst. Hier misst man mit zweierlei Maß."
Der Unternehmer hat einen Anwalt engagiert, um eine einstweilige Verfügung vor Saisonstart zu verhindern, kartellrechtliche Schritte zu prüfen. Mauersberger betont: "Zusammenarbeit ist besser, als Konkurrenten auszuschalten.
Für geschäftliche Kooperationen mit Mitgliedern und Vorständen des Stollenschutzverbands bin ich weiterhin offen." Der Stollenschutzverband macht auf TAG24-Anfrage keine Angaben zum Verfahren.
Titelfoto: Petra Hornig