"Keine Spielwiese für Firmenevents": Entsetzen über Schwarzbau an den Elbwiesen!
Dresden - Ein 80 Meter langes Zelt steht in der einstigen Gartenidylle des Bellevue-Hotels. Denkmalschützer, Wissenschaftler und Stadtpolitiker sind ob des fünftägigen Einschnittes in das weltbekannte Canaletto-Panorama entsetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zum Schwarzbau am Neustädter Elbufer.
Auf der Wiese liegen Betonplatten, Bäume und Sträucher sind beschnitten, Baumaschinen rollten über das Gelände. Die Dresdner Grünen sind fassungslos.
Baupolitiker Thomas Löser (52) tobt: Die Anlage des Hotels sei "keine Spielwiese für Firmenevents", sondern ein öffentlicher Garten von besonderem Wert. Er fordert vom Hotel eine Erklärung, wieso trotz Untersagung die Baumaßnahme durchgeführt wurde.
Das Rathaus wirkt ratlos. Es standen nur "nur begrenzt Mittel zur Verfügung, die Baueinstellungsverfügung vor Ort materiell durchzusetzen", hieß aus dem Geschäftsbereich von Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke). Das Amt für Kultur und Denkmalschutz werde nun aber weitere "Anordnungen und Zwangsmaßnahmen" prüfen.
Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, trafen sich am gestrigen Nachmittag vor Ort Vertreter der Landesdirektion Sachsen. Dort läuft derzeit das Widerspruchsverfahren des Hotels gegen die Versagung der Genehmigung über den Zeltbau.
Der Schwarzbau hat sich herumgesprochen
Die Staatsanwaltschaft hat den Fall auf dem Radar. Es sei eine Strafanzeige "wegen des Verdachts der gemeinschädlichen Sachbeschädigung" und des "Vergehens nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz" eingegangen, wie Sprecher Lorenz Haase (63) bestätigte.
Sogar bis nach Nettetal in Nordrhein-Westfalen hat sich der Schwarzbau herumgesprochen. Die dort ansässige Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur schreibt in einer Stellungnahme, dass die "vorgesehenen Kontrollmechanismen [...] im vorliegenden Fall versagt" hätten. "Es ist zu erwarten, dass neben den zu beziffernden direkten Schäden langjährige Pflege und Regenerationsmaßnahmen mit entsprechend hohen Kosten notwendig werden."
Erste Schätzungen gehen von rund 100.000 Euro Schaden aus. Das Kulturrathaus gab dazu keine Prognose ab.
Marcus Köhler (58), TU-Professor für Geschichte der Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege, machte auf Nachfrage ebenfalls keine genauen Angaben, bemerkte jedoch: "Eine Schadensanalyse wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, den kompletten Boden neu zu bearbeiten." Und: "angesichts der Verdichtung eine Schwerstarbeit".
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig//Holm Helis