Dresden - Als der Himmel über Dresden in Flammen aufging, war Annemarie Flemming gerade einmal 15. Den Albtraum dieser Nacht erlebte sie in ihrem Elternhaus an der Waldheimer Straße in Löbtau. Die jetzt 95-Jährige aus dem DRK-Seniorenzentrum "Herbstsonne" Dresden erzählt ihre Geschichte.
Ihre Eltern arbeiteten bei der Straßenbahn - ihr Vater steuerte die Linie 26 durch die Stadt. Ihre Mutter war zu Hause, als die Sirenen das Unheil ankündigten.
"Meine Mutter riss mich aus dem Schlaf, schrie meinen Namen und zerrte mich mit sich in den Keller", erinnert sich die heute 95-Jährige. Die Bomben erschütterten das Haus, doch im Keller blieb Annemarie die wahre Katastrophe verborgen.
Ihr Vater konnte nach den Angriffen um genau 22.03 Uhr die Straßenbahn nicht mehr weiterfahren, ließ sie an der Haltestelle Freiberger Straße zurück und schaffte es nach Hause. "Wenn er weitergearbeitet hätte, dann hätte ich ihn in dieser Nacht eingebüßt."
Nach dieser Nacht, in der das Feuer vieles verschlang, fasste die Familie einen verzweifelten Entschluss: "Noch einen Angriff verbringen wir nicht im Keller." Am Morgen des 14. Februar flohen sie nach Freital - eine Entscheidung, die ihr Leben rettete.
Annemarie: "Eine Klassenkameradin von mir hat ihre ganze Familie verloren"
"Meine Tante in Loschwitz verlor alles, was sie besaß. Eine Klassenkameradin von mir hat ihre ganze Familie verloren", erzählt Annemarie unter Tränen.
Besonders schockierend war das Schicksal ihrer Nachbarin: "Da ihr Mann im Krieg gefallen war, ist sie nicht in den Keller gegangen. Sie hat es nicht überlebt."
Nach dem Krieg hinterließen die Schrecken tiefe Spuren. "Sobald die Sirene ging, wenn auch nur zur Probe, bin ich jedes Mal zusammengezuckt. Es war, als würde es wieder passieren."
Die Feuer von Dresden mögen längst erloschen sein - in Annemaries Erinnerung brennen sie für immer weiter. Erinnerungen, die sie mittlerweile sogar mit ihrem Ururenkel teilen kann.
Auch Irene Gebauer (93) berichtet über ihre Erlebnisse. Diesen Bericht lest Ihr hier.