Schon wieder ein Todesfall hinter sächsischen Gittern: Toter in der JVA Dresden!
Aktualisiert: 18. November, 19.22 Uhr
Dresden - Wieder ein Toter hinter Gittern! Erneut gab es einen Suizid in einer sächsischen Justizvollzugsanstalt. Diesmal in der JVA am Hammerweg in Dresden. Die Zahl der Todesfälle im Knast steigt damit auf sechs in diesem Jahr!
"Am Morgen des 18. November 2021 wurde ein Gefangener leblos in seinem Haftraum durch den Stationsbediensteten im Rahmen der morgendlichen Bestandsüberprüfung aufgefunden", bestätigte Anstaltsleiterin Rebecca Stange.
Der deutsche U-Häftling (41) war seit Februar hinter Gittern. "Entsprechend aktueller psychologischer und psychiatrischer Einschätzung bestand bei dem Gefangenen keine Suizidgefahr", so die Regierungsrätin.
Seit Mitte März hatte er eine Einzelzelle. Nun wird sein Tod untersucht. "Die durch die Justizvollzugsanstalt Dresden informierte Kriminalpolizei war vor Ort und hat hinsichtlich der genauen Umstände des Suizids die Obduktion veranlasst", so Frau Stange.
Es ist leider kein Einzelfall. Im Jahr 2021 häufen sich die Suizide in Sachsens Haftanstalten dramatisch. Während es im Jahr 2020 "nur" einen Toten zu beklagen gab, sind es nun schon sechs.
Im August hatte sich ein Dresdner (48) kurz vorm Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern getötet. Kurz zuvor wurde ein russischer Gefangener (51) tot in seiner Zelle gefunden. Auch bei diesen beiden lag nach Einschätzung der Fachleute keine Suizidgefahr vor.
Eine eigene Arbeitsgruppe Suizidprophylaxe schult regelmäßig Mitarbeiter, um die Gefahren bei den Gefangenen abzuschätzen. Und dennoch: Im Februar starb ein Insasse in Waldheim, im Mai in Leipzig, im August eine Frau im Knast von Chemnitz.
Update, 19.22 Uhr: Das ist über den Toten bekannt
Nach TAG24-Informationen handelt es sich bei dem Todesopfer um Daniel N. (41). Er muss sich seit November am Landgericht Dresden wegen Drogenhandels im großen Stil verantworten.
Daniel N. gehört zu den zahlreichen Beschuldigten im sogenannten EncroChat-Großverfahren. Fahnder hatten den Krypo-Chat geknackt, konnten so Daten auslesen und viele mutmaßliche Drogendeals im Kilobereich nachvollziehen. Der 41-Jährige saß seit Februar hinter Gittern, nachdem auch bei ihm die Fahnder zur Hausdurchsuchung waren.
Ende diesen Monats sollten noch zwei Prozesstage stattfinden, dann ein Urteil fallen. Dazu kommt es nun nicht mehr...
Hier findet Ihr Hilfe
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide und versuchte Selbstmorde. Da dieser Vorfall jedoch durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit erlangte, hat sich die Redaktion entschieden, ihn doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: Matthias Hiekel/dpa