Loschwitzer Straße endlich glatt, aber Eltern sauer
Dresden - Eine der zentralen Verbindungsachsen im Dresdner Osten ist fertig: Die Loschwitzer Straße, einstige Huckelpiste zwischen Uniklinik und Blauem Wunder, ist jetzt sicherer und schneller! Aber es gibt auch Konflikte.
Insgesamt 1,7 Kilometer sanierte Fahrbahn erstrecken sich von der Fetscherstraße bis zur Berggartenstraße. Innerhalb eines Jahres wurden neue Gleise, neue Fahrbahndecke, stellenweise neue Gehwege und deutlich sichtbare Radstreifen angelegt.
Eine Ampelanlage strukturiert fortan den Verkehr an der bisher heiklen Zufahrt aus der Augsburger Straße direkt vor der Uniklinik.
Die Kosten von rund 3,5 Millionen Euro sollen sich dabei wieder auszahlen. Eine Minute Fahrzeit spart etwa die Straßenbahn auf der Strecke ein.
"Das ist schön für die Fahrgäste, aber auch die Verkehrsbetriebe können so Kosten reduzieren", erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne).
Anwohner vom Lärm genervt
Doch es gibt nicht nur Grund zum Jubeln. "Es solle leiser werden, wurde zu Beginn der Arbeiten versprochen. Ich habe mit Messgerät auf dem Balkon gestanden: Autos und Lkws machen nicht den Lärm. Aber die Bahnen sind weiterhin laut", wettert etwa ein betroffener Anwohner.
Noch größerer Ärger an den beiden Kitas in der Loschwitzer Straße. Die neuen Radwege wurden mit durchgezogener Linie abgegrenzt. Somit begehen Autofahrer quasi allmorgendlich eine Ordnungswidrigkeit, wenn sie halten, um ihre Kleinen in die Kita zu bringen.
Die zweifache Mutter Monja Möller (34) hielt gestern früh dennoch mit dem Auto auf der Linie vor der Kita, konnte sich die Ironie aber nicht verkneifen: "Ich finde diese neuen Radwege wirklich super!"
Eine Ausweichmöglichkeit für "Elterntaxis" gibt es nicht. Kein Hof zum Halten, die Nebenstraßen nahe der Kitas sind regelmäßig zugeparkt. Berichtet auch Antje Hennig (54), Leiterin der "Villa für Kinder": "Es ist essenziell für uns, dass die Eltern hier kurz parken. Manche Mütter haben ein Kind im Arm und eins an der Hand." Selbst die Liefereinfahrt zur Kita ist mittels der durchgezogenen Linien nun eigentlich verboten ...
Immerhin kündigen die Rathaus-Bosse eine Prüfung der Situation an. Bürgermeister Kühn: "Wir haben bereits mit Anwohnern gesprochen, deren Einfahrten wir nachbessern. Auch mit den Kitas wird es Gespräche geben."
"Halten verboten!"
Ein Kommentar von Jakob Anders
Das historisch gewachsene Dresdner Verkehrssystem zu verbessern, ist keine einfache Aufgabe. Denn was sich ein Stadtplaner hinsichtlich der fortlaufenden Mobilitätswende in Zukunft auch auszumalen vermag, muss stellenweise radikal den Vorstellungen eines Denkmalschützers widersprechen. Zukunftsvisionen kollidieren in der Landeshauptstadt an vielen Stellen mit Denkmälern.
Die Sanierung von Blasewitzer und Loschwitzer Straße ist also auch als positives Symbol zu verstehen: Theoretiker mit ihren verschiedenen Interessen haben eine Basis gefunden, auf der die Verbindung von Uniklinik zum Blauen Wunder eindeutig und für alle Verkehrsteilnehmer verbessert worden ist. Na ja - für fast alle. Denn die Planer haben eine Gruppe scheinbar vergessen.
Eltern, die ihre Kinder in die Kitas an der Loschwitzer Straße bringen, sind (bisher) eindeutig die Verlierer der frisch sanierten Strecke. Die durchgezogene Linie des neuen Radstreifens vor der Kita bedeutet auch für sie: Halten verboten!
Vor der Sanierung war das Parken zwar untersagt, das Halten allerdings für eine kurze Zeit erlaubt. Was für eine Panne! Entweder es wurde einfach nicht über die Konsequenzen nachgedacht, die ein Halteverbot vor einer Kita nach sich zieht, die Kitas wurden bei der Planung vergessen, oder es gab einen Fehler in der Kommunikation, sodass die praktische Arbeit falsch umgesetzt worden ist und bisher keinem auffiel.
Eine zügige Änderung muss her, damit auch die Eltern von der neuen Fahrbahn profitieren. Und nicht, wie derzeit, darunter leiden.
Titelfoto: Thomas Türpe