Rassismus-Vorwurf: Studenten fordern neuen Namen für Uniklinik

Dresden - Wegen umstrittenen Thesen des Namensgebers fordern Aktivisten der Hochschulgruppe "Kritmed* Dresden" die Umbenennung des Uniklinikums "Carl Gustav Carus & Co."

Die Hochschulgruppe fordert eine Änderung des Namens der Dresdner Uniklinik.
Die Hochschulgruppe fordert eine Änderung des Namens der Dresdner Uniklinik.  © Eric Münch

In einem offenen Brief und einer Petition, die bisher rund 1400 Unterschriften zählt, fordert die Gruppe außerdem die Umbenennung der Medizinischen Fakultät und weiterer Einrichtungen.

Ihr Vorwurf: Carl Gustav Carus sei im 19. Jahrhundert neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Arzt auch ein Vordenker der Rassenlehre gewesen.

Als Beweis für ihre These verweist die Hochschulgruppe auf Carus' Schrift "Über die ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung" aus dem Jahr 1849.

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Dort schreibt Carus über "Tag-, Dämmerungs- und Nachtvölker" und stellt die These auf, dass die Leistungsfähigkeit eines Menschen von seiner Herkunft abhänge.

Dazu vermerken die Aktivisten in ihrer Petition: "Er bedient sich hier zutiefst rassistischer und kolonialistischer Argumentationsstrukturen und rechtfertigt auf Grundlage seiner Thesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Sklaverei."

Carus' Name, der seit 1954 mit dem Dresdner Uniklinikum verbunden ist, müsse deshalb gestrichen werden.

Das fordern die Aktivisten von "Kritmed* Dresden"

Fakultät und Klinikum möchten an Namensgeber festhalten

In einer gemeinsamen Stellungnahme von Fakultät und Klinik, die Sächsische.de vorliegt, heißt es zu Carus' Schriften unter anderem: "Dabei nahm er Wertungen vor, die wir heute nicht mehr teilen. Deshalb gibt es zu Recht eine kritische Diskussion über diesen Teil seines Schaffens."

Die Diskussion sei der Hochschulmedizin bekannt und werde ernst genommen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Instituts für Geschichte der Medizin sollen zudem weitere Details aus Carus' Vergangenheit untersucht werden.

Trotzdem halten die Einrichtungen am Namensgeber fest. Denn dieser habe zu Lebzeiten wegweisende Erkenntnisse in Wissenschaft und Kunst geliefert.

Er werde deshalb als "vorbildgebender Arzt und Universalgelehrter" geachtet.

Das war Carl Gustav Carus

Carl Gustav Carus liegt auf dem Trinitatisfriedhof (Johannstadt) begraben.
Carl Gustav Carus liegt auf dem Trinitatisfriedhof (Johannstadt) begraben.  © Thomas Türpe

Carl Gustav Carus (geboren 1789) gilt als bedeutender deutscher Arzt, Naturforscher und Maler. Seine medizinischen Spezialgebiete waren die Gynäkologie und Anatomie. Er beschäftigte sich aber auch mit psychischen Erkrankungen und gilt als ein Wegbereiter der Tiefenpsychologie und der ganzheitlichen Medizin.

1827 wurde Carus Hofarzt der sächsischen Königsfamilie. Er starb 1869 in Dresden.

Titelfoto: Eric Münch

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