Preisexplosion und Saatmangel: Sachsens Ölmühlen kämpfen um ihre Existenz

Dresden - Hamsterei und Lieferengpässe - in den Supermärkten verschwinden immer mehr Speiseöl-Sorten aus den Regalen. Der Krieg in der Ukraine und Ernteausfälle gefährden auch Sachsens Ölmühlen.

Sorgt sich wegen der Preisexplosion für Saaten um ihren Betrieb: Regine Jorga (68), die Chefin der Lausitzer Ölmühle, betrachtet an der Abfüllmaschine eine mit Leinöl gefüllte Flasche.
Sorgt sich wegen der Preisexplosion für Saaten um ihren Betrieb: Regine Jorga (68), die Chefin der Lausitzer Ölmühle, betrachtet an der Abfüllmaschine eine mit Leinöl gefüllte Flasche.  © Robert Michael/dpa

Die Einkaufspreise für Ölsaaten seien in den vergangenen zwölf Monaten um 100 Prozent gestiegen und eine weitere Preissteigerung stehe unmittelbar bevor, berichtet Regine Jorga (68) von der Lausitzer Ölmühle Hoyerswerda.

Aus der Ukraine, aus der ein Großteil der deutschen Sonnenblumenöl-Importe stammt, kommt aktuell gar nichts mehr. Und bei der Leinsaat, die Sachsens Ölmühlen via Russland aus Kasachstan beziehen, wird das Angebot auch immer knapper.

"Es lässt sich momentan schwer voraussagen, wie es weitergeht. Wir können die höheren Preise nicht einfach an die Kunden weitergeben", sagt Mühlenchefin Jarga, die mit ihren 15 Mitarbeitern rund 3000 Tonnen Leinsaat im Jahr verarbeitet.

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"Die Preise explodieren und die Verkäufer akzeptieren nur noch Vorkasse, während sich der Einzelhandel mit der Bezahlung unserer Öle bis zu einem halben Jahr Zeit lässt", ärgert sich Christin Lehmann (37), Junior-Chefin der Ölmühle Dörnthal im Erzgebirge.

Begehrter Rohstoff: Leinsamen in einer Glasschale - ein großer Teil der Saat kommt per Lkw aus Kasachstan.
Begehrter Rohstoff: Leinsamen in einer Glasschale - ein großer Teil der Saat kommt per Lkw aus Kasachstan.  © Robert Michael/dpa
Blick in die Lausitzer Ölmühle - mit diesen Maschinen wird das Leinöl gepresst.
Blick in die Lausitzer Ölmühle - mit diesen Maschinen wird das Leinöl gepresst.  © Robert Michael/dpa

"Ohne Preiserhöhung wird es nicht mehr gehen" - Appell an die Kunden

Klares, gold-gelbes Leinöl schmeckt am besten zu Pellkartoffeln und Quark.
Klares, gold-gelbes Leinöl schmeckt am besten zu Pellkartoffeln und Quark.  © imago images/Shotshop

Nicht nur der Krieg sorge für die Verknappung. "In Kasachstan gab es im letzten Jahr eine ganz schlechte Ernte, weil es kaum geregnet hat", weiß Lehmann. Ihr Betrieb hält sich derzeit mit Bankkrediten über Wasser.

"Ich habe Angst, dass es im Mai, Juni nicht mehr weitergeht", räumt die Ölmüllerin ein.

Auch die Ölmühle Bobritzsch in Mittelsachsen hat zu kämpfen. "Für die Fracht Leinsaat aus Kasachstan zahle ich jetzt 5000 statt wie bisher 2500 Euro - das lohnt sich fast nicht mehr", sagt Inhaber Jens Hubricht (52). Am Wochenende will er seine Preise neu kalkulieren. "Ohne Preiserhöhung wird es nicht mehr gehen."

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Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) rechnet mit weiteren Einschränkungen der Warenströme von Sonnenblume, Lein und Soja, sodass Speiseöle zur Mangelware werden könnten.

"Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", so OVID-Chef Gerhard Brankatschk (36). Die Ukraine und Russland seien weltweit die wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl.

Die Supermarktregale lichten sich - nach Klopapier wird hierzulande nun offenbar Speiseöl gehamstert.
Die Supermarktregale lichten sich - nach Klopapier wird hierzulande nun offenbar Speiseöl gehamstert.  © imago/eibner

Um die Lage nicht zusätzlich zu verschärfen, appelliert der Verband des Deutschen Lebensmittelhandels an die Kunden, Hamsterkäufe zu unterlassen.

Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa, imago images/Shotshop

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