Pizzafahrer, Pflegedienst, Taxis: Der Sprit-Wahnsinn ruiniert uns
Dresden - Schön war der März vor einem Jahr, als man den Liter Diesel noch für 1,30 Euro tanken konnte. Am Mittwoch blechte man in Dresden bis zu 2,35 Euro. Um das Benzin steht es nicht viel besser. Der Sprit-Wahnsinn an den Zapfsäulen bringt jetzt so manche Firma in echte Existenznot.
"Schon durch Corona wurden wir stark in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt gibt die Zapfsäule unserer Kapitalreserve den Rest", beklagt Jan Kepper (45), Vorstand bei der Dresdner Taxigenossenschaft.
Er rechnet damit, dass viele Fahrer ihren Beruf aufgeben werden. Die kommende Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro, dazu die Spritpreise, machen das Fahren unattraktiv: "Wir können das schlichtweg nicht mehr kompensieren."
Alarmstufe Rot auch in der ambulanten Pflege: Beim Arbeiter-Samariter Bund (ASB) legt man allein auf Frühtouren bis zu 80 Kilometer zurück, kann nun nicht mehr kostendeckend arbeiten. Bereichsleiterin Grit Klee (49), gelernte Krankenschwester: "Wir brauchen jetzt ganz klare Signale der Politik. Es muss etwas passieren."
Sie bringt als Vorschlag Rabatte an Tankstellen für soziale Dienstleister und Wegpauschalen (in vielen Bundesländern bereits üblich) ins Spiel.
Die Spritpreise belasten die Logistik- und Kurierbranche
Aus den letzten Auspuff-Löchern pfeift auch die Logistik. "Es geht uns nicht mehr um Gewinne. Wir wollen nur noch überleben", sagt Alexander Rose (55), seit 32 Jahren Chef der Radensleben Transporte (Albertstadt). Seine Telefone laufen heiß.
Er versucht Kunden zu halten, Transporte zusammenzulegen, ist bereit, Abstriche zu machen. Seine Mitarbeiter machen unzählige Überstunden. "Trotzdem stelle ich mir die Frage: Wie schlimm kann es eigentlich noch werden?" Für ihn sind derzeit keine belastbaren Kalkulationen möglich.
Aber nicht nur die großen Fische haben das Nachsehen. Kurierdienstleister Horst Umlauft (63) führt einen Familienbetrieb zusammen mit seiner Tochter, ist als Kleinunternehmer in Dresden seit 22 Jahren für Labore, Werkstätten und Privatkunden unterwegs.
"In den zwei Monaten haben sich meine Betriebskosten um 30 Prozent erhöht. Etwas Vergleichbares hat es noch nicht gegeben. Ich versuche einfach durchzuhalten und hoffe, dass ich wieder mehr Aufträge reinbekomme."
Auch Lieferdienste müssen die Preise anziehen
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Couch-Potatoes die Preisexplosion auf ihrer Essensrechnung serviert bekommen. Davon ist Andreas Hannig (41), Betreiber der "Stückwerk Pizzakultur" in Striesen überzeugt.
"Mindestens 250 Euro mehr pro Monat wird der Betrieb meiner Fahrzeugflotte kosten." Darin enthalten sind noch nicht die gleichzeitig steigenden Strom- und Energiepreise.
"Ab April hebe ich um zehn Prozent an. Die nächste Preiserhöhung kommt bestimmt."
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig, IMAGO/Rene Traut