Online-Umfrage zeigt: Frauen sind noch viel zu oft "Freiwild"

Dresden - Blicke, Pfiffe, Grapscher - keine Seltenheit für Frauen in Dresden, geht aus einer Umfrage von Dresdens Gleichstellungsbeauftragter Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (57) hervor. Ihr Plan: alle Daten auswerten, mehr Öffentlichkeitsarbeit.

Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (57) ist seit zwölf Jahren Gleichstellungsbeauftragte von Dresden.
Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (57) ist seit zwölf Jahren Gleichstellungsbeauftragte von Dresden.  © Petra Hornig

Im Sommer ließ Stanislaw-Kemenah eine anonyme Online-Umfrage zum Thema "sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum" durchführen: Über 1 100 Dresdner nahmen teil, überwiegend im Alter von 25 bis 34 Jahren, über 80 Prozent Frauen.

An der Auswertung sitzt die Gleichstellungsbeauftragte bis heute. "Das ist ein sehr umfangreicher Prozess. Ziel ist, bis Sommer 2025 alle Ergebnisse vorliegen zu haben", so Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah zu TAG24.

Manche Erkenntnis gibt es bereits: Teilnehmer berichten davon, im Zeitraum von Januar 2023 bis Juni 2024 hinterhergepfiffen, angestarrt oder begrapscht worden zu sein, "vor allem auf öffentlichen Flächen" wie Parks, Straßenbahnen, Gaststätten.

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Über 70 Prozent der teilnehmenden, belästigten Frauen berichten von mehrfachen Belästigungen. Sie wandten sich an Familie, Freunde oder Beratungsstellen, um Erlebtes zu verarbeiten.

Vom blöden Spruch bis zur Vergewaltigung: Laut ersten Umfrageergebnissen sind vor allem Frauen in Dresden nicht sicher vor Belästigung im öffentlichen Raum.
Vom blöden Spruch bis zur Vergewaltigung: Laut ersten Umfrageergebnissen sind vor allem Frauen in Dresden nicht sicher vor Belästigung im öffentlichen Raum.  © imago/Sven Ellger

Beratung von Opfern wird immer häufiger

Auch im ÖPNV kommt es zu übergriffigem Verhalten, berichten Teilnehmer der Online-Umfrage.
Auch im ÖPNV kommt es zu übergriffigem Verhalten, berichten Teilnehmer der Online-Umfrage.  © Steffen Füssel

Eine solche Beratungsstelle ist die Opferhilfe Sachsen. Sie berät immer häufiger Opfer von Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (darunter sexuelle Belästigung, Nötigung, Vergewaltigung) in Dresden, 385 Beratungen waren es bis Oktober im laufenden Jahr (2015: 126).

Zwar führt Sachsens Opferhilfe-Chef Andreas Edhofer (60) diesen Anstieg auf eine gestiegene Anzeigebereitschaft zurück.

Doch Dresdens Gleichstellungsbeauftragte sagt: "Ich möchte erreichen, dass das Thema in Dresden nicht als irrelevant abgetan wird."

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Nach Abschluss der Auswertung will sie Maßnahmen erarbeiten. "Eine davon könnte eine Info-Kampagne zu Hilfsangeboten im öffentlichen Nahverkehr sein."

Titelfoto: imago/Sven Ellger

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