Nur noch zweispurig: Auch dieser Dresdner Brücke droht die Sperrung
Dresden - Seit dem Teileinsturz der Carolabrücke möchte die Stadtverwaltung weitere Bauwerke genaustens im Blick behalten. Zwei Problem-Brücken beschäftigen die Ingenieure derzeit besonders. Sie werden nun einer Sonderbehandlung unterzogen.
Laut aktuellen Zahlen fahren täglich 34.000 Autos über die Nossener Brücke (Baujahr 1964). Schon seit Jahren gilt hier Tempo 30 - und das aus gutem Grund.
Seit 2019 werden an dem Abschnitt der Brücke, der über die Bahnschienen führt, sogenannte Ermüdungsrisse an den Schweißnähten festgestellt. Folge: Beim Brücken-TÜV 2021 erhielt dieser Teil die Note 3,3 (nicht ausreichend).
Zwar werden die Risse regelmäßig repariert. Zuletzt passierte das vor einem Monat. "Doch bei einer Sonderprüfung Ende Oktober stellten wir erneut drei Risse fest", erklärte Straßenbauamtsleiterin Simone Prüfer (59). "Einer dieser Risse hat eine Länge von 27 Zentimetern." Er kann witterungsbedingt aber erst 2025 repariert werden.
Wichtig: Ab einer Risslänge von 30 Zentimetern greifen weitere Sicherheitsmaßnahmen, etwa eine Beschränkung der Tonnage auf elf Tonnen. Die Buslinie 61 könnte dann nicht mehr über die Brücke rollen.
Auch Budapester Straße im Fokus: Kann die Brücke weiter betrieben werden?
Um den Schaden nicht größer werden zu lassen, wird Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) den Autoverkehr ab Dezember auf jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung konzentrieren (bislang sind es auf jeder Seite zwei).
Der Ersatzneubau der Brücke soll Mitte 2026 beginnen, Gesamtbaukosten: 324 Millionen Euro. "Wir brauchen Unterstützung vom Freistaat im Umfang von 50 Millionen Euro", bekräftigt Kühn mit Blick auf laufende Verhandlungen zwischen CDU und SPD.
Auch die Brücke Budapester Straße (1967) rückt verstärkt in den Fokus der Bauwerksprüfer.
Hier wurde zu DDR-Zeiten der berüchtigte Hennigsdorfer Spannstahl verbaut. Die messtechnische Überwachung dort wird ausgeweitet, soll rund um die Uhr stattfinden. Am 23./24. November bringen Fachleute spezielle Schallsensoren an. Die sollen über Geräusche im Inneren der Brücke gebrochenen Spannstahl orten.
Amtsleiterin Prüfer: "In etwa 12 Monaten können wir eine Aussage darüber treffen, ob die Brücke weiter betrieben werden kann oder nicht."
Titelfoto: Eric Münch