Neuzugang in der SLUB: Dresdens süßestes Vermächtnis, seit es Schokolade gibt

Dresden - Schokolade in der Bibliothek - das geht nicht? In der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) schon! Natürlich nur, wenn die Süßigkeiten zum "platonischen Verzehr" bestimmt sind. Wissenschaftlich oder historisch interessierten Naschkatzen serviert das "Deutsche Archiv der Kulinarik" eine neue Sammlung zur Kulturgeschichte der Konditorei.

Dafür zieht er weiße Handschuhe an: Thomas Stern (50) schlägt das große Buch mit der Etikettensammlung auf.
Dafür zieht er weiße Handschuhe an: Thomas Stern (50) schlägt das große Buch mit der Etikettensammlung auf.  © Steffen Füssel

Die Neuzugänge - über 1400 Grafiken, Rezeptbücher, Druck- und Handschriften - sind eine Schenkung von Walter Poganietz. Der gelernte Kaufmann gründete 1996 in seinem fast 500-jährigen Elternhaus das Konditorei-Museum im unterfränkischen Kitzingen.

Dessen erste Exponate fand er auf dem Dachboden des Fachwerkhauses, in dem von 1722 bis 1937 eine Konditorei und Lebküchnerei arbeitete.

"Es war mir wichtig, meine Sammlung nach Dresden zu geben, um sie in ihrer Gesamtheit für das Handwerk der Konditoren zu erhalten", so Poganietz.

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"Zu den Schätzen gehören ein Musterbuch mit Produktetiketten der Firma Jordan & Timaeus oder auch eine Festschrift der Schokoladenfabrikanten von 1926", freut sich Club-Referatsleiter Thomas Stern (50).

Die Exponate der Poganietz-Sammlung lassen die Historie des süßen Handwerks aufleben, das von der Erfindung der Schokolade entscheidend profitierte. Und Dresden hat eine unglaubliche Schoko-Tradition!

Garantiert reine Vanille-Schokolade verspricht die Marke "Apollonia" aus der Dresdner Schokoladenfabrik Jordan & Timaeus.
Garantiert reine Vanille-Schokolade verspricht die Marke "Apollonia" aus der Dresdner Schokoladenfabrik Jordan & Timaeus.  © Steffen Füssel
Das Leipziger Unternehmen Wilhelm Felsche gehörte zu den ersten Schokoladenherstellern Deutschlands.
Das Leipziger Unternehmen Wilhelm Felsche gehörte zu den ersten Schokoladenherstellern Deutschlands.  © Steffen Füssel
Otto Rüger (l.) eröffnete 1858 sein Schokoladenwerk am Lockwitzgrund. Festschrift (r.) von 1926 zum 50. Jubiläum des Verbandes deutscher Schokoladenfabrikanten.
Otto Rüger (l.) eröffnete 1858 sein Schokoladenwerk am Lockwitzgrund. Festschrift (r.) von 1926 zum 50. Jubiläum des Verbandes deutscher Schokoladenfabrikanten.  © Bildmontage: Steffen Füssel (2)

Schokoladen-Hochburg Dresden

Im SLUB-"Archiv der Kulinarik" fand auch dieses handschriftliche Rezept Eingang.
Im SLUB-"Archiv der Kulinarik" fand auch dieses handschriftliche Rezept Eingang.  © Steffen Füssel

Die erste Schokoladenfabrik Jordan & Timaeus produzierte ab 1823 in der Neustadt, ab 1839 sogar die erste Milchschokolade Deutschlands.

Über 40 Unternehmen folgten den Pionieren bis heute nach. Um 1870 kam ein Drittel der gesamten deutschen Schokoladenproduktion aus Dresden - stolze 550 Tonnen.

Der Verband der deutschen Schokoladenfabrikanten war ab 1891 in Dresden beheimatet. Nicht zu vergessen: In Dresden wurde der Verlag J.M. Erich Weber gegründet, der Fachbücher für Konditoren herausgab.

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Hier produzierte Anton Reiche Ende des 19. Jahrhunderts für die ganze Welt Schokoladenformen aus Blech ... - und wird bis heute gern genascht.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2)

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