Neustädter Wache komplett entkernt: Was wird denn mit dem Gebäude gemacht?

Dresden - Oh Blockhaus, wie siehst Du denn aus? Die historische Wache am Neustädter Markt ist komplett ausgewaidet. 

Einmal durchgucken: Vom Blockhaus stehen nur noch die Außenmauern.
Einmal durchgucken: Vom Blockhaus stehen nur noch die Außenmauern.  © Norbert Neumann

Und plötzlich steht da nur noch das Gemäuer: Kein Dach, keine Treppen, nicht mal mehr Innenwände - das Blockhaus, die einstige Neustädter Wache an der Augustusbrücke, wurde vollständig entkernt.

"Derzeit werden Wand- und Fundamentabbrüche durchgeführt", sagt Alwin-Rainer Zipfl, Sprecher im Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, SIB. Gehört doch das Haus nicht der Stadt, sondern dem Freistaat.

Das Land ist es auch, das hier sein "Archiv der Avantgarden" unterbringen will, eine geschenkte Universalsammlung. Für die es jedoch schon vom Landesrechnungshof eine Ohrfeige gab: Die Prüfer monierten 2018 das zunächst nicht restlos erfasste Konvolut als "Katze im Sack".

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Damit könne der aufwändige Umbau nicht ordentlich kalkuliert werden. Die damalige Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) sah sich zu einer heftigen Replik genötigt.

Die Verfügbarkeit des Hauses als künftiges Museum verlief hingegen eher zufällig: 2013 wird es von den Elbefluten eingeweicht.

Die Schäden im unteren Bereich sind so massiv, dass die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Landesstiftung Natur und Umwelt ausziehen müssen.

Zurück zur Baustelle: Laut SIB sind sämtliche Bauteile mit historischem Wert kartiert und bis zum Wiedereinbau sicher gelagert. "Nach der Verstärkung der Fundamente wird mit dem Neuaufbau des Blockhauses begonnen. Für die Rohbauarbeiten werden ca. 13 Monate veranschlagt", so Zipfl.

2022 soll das Haus neu eröffnen. Dann erwacht auf der anderen Seite der Brücke auch das Pendant zu neuem Leben - dann kehrt das Narrenhäusl zurück.

Die Zukunft: Im Inneren hängt ein Betonhaus.
Die Zukunft: Im Inneren hängt ein Betonhaus.  © Visualisierung: Büro Nieto Sobejano Arquitectos

Vom Zollhaus zum schwebenden Museum

Daraus wurde (zum Glück) nichts: die ersten Pläne für die Neue Wache.
Daraus wurde (zum Glück) nichts: die ersten Pläne für die Neue Wache.  © wikipedia

Erbaut wurde das Haus ab 1732 unter August dem Starken bis 1753 und diente zunächst als Neustädter Wache - Sachsens wohl schönstes Zollhaus. 1892 war ein 2. Obergeschoss dazu gekommen.

1945 brannte das auch "Blockhaus" genannte Barockgebäude vollständig aus. Jahrzehnte des Leerstands folgten. Die DDR baute es zwischen 1975 bis 1982 wieder auf, als "Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft". Das waren ein großer Saal, ein Clubsaal und im Dach ein Restaurant mit "Canaletto-Blick" für die Gäste.

Künftig hängt im Dach ein riesiger Würfel, ein Haus im Haus. Nach Plänen der deutsch-spanischen Architekten von Nieto Sobejano Arquitectos bildet der schwebende Betonkörper den Kern des Archivs. 

Titelfoto: Norbert Neumann

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