Nach Stopp des Radweg-Experiments: Kommt jetzt Tempo 20 auf dem Blauen Wunder?
Dresden - Mit der Ankündigung des Rathauses, den Verkehrsversuch am Blauen Wunder frühzeitig abzubrechen, ist in der Stadt wieder Frieden eingekehrt, oder? Fehlanzeige! Verschiedene Politiker bringen sich bereits mit neuen Vorschlägen in Stellung.
Denn das Thema bleibt aktuell. Die Verwaltung kann die für 70.000 Euro aufgetragenen Radstreifen erst am 28. April entfernen lassen.
"Es gibt keinen früheren Termin", erklärte ein Stadtsprecher. Die offiziell benötigten Fachfirmen, welche auch die Ampeln wieder umprogrammieren, sind erst dann verfügbar.
Und: Ein extern beauftragtes Ingenieurbüro sammelt vor Ort noch Verkehrsdaten.
Die Grünen nutzen die Zeit, stellen schon einmal neue Ideen für ihren Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (44) zusammen. Stadtrat Wolfgang Deppe (68): "Die Verkehrsplaner sind jetzt nicht von ihrer Aufgabe entbunden, dort weiter nach Lösungen zu suchen."
Möglichkeiten aus seiner Sicht: die Beibehaltung der seitlichen Radstreifen auf dem Brückenkörper und die dauerhafte Einrichtung einer Tempo-20-Zone. Bislang gilt dort Tempo 30.
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h auf der Hauptverkehrsstraße "würde jedoch zu weiteren Verzögerungen und auch zu mehr CO₂-Emissionen führen", erklärte Martin Treiber (62), Professor für Statistik im Verkehrswesen an der TU Dresden. Der Wissenschaftler verfolgt den Versuch als Außenstehender aufmerksam.
Weitere Vorschläge: Tunnel, Brücke oder längere Grünphasen
Es gibt aber auch noch andere kreative Lösungsvorschläge.
Die reichen vom Bau einer separaten Fußgängerbrücke über längere Grünphasen der Ampeln bis hin zu einer Vermeidung der Kreuzung der Rechtsabbieger über den Radweg. Von der örtlichen SPD gibt es sogar die Idee, einen Auto-Tunnel unter der Elbe zu bauen.
Für Stadtpolitiker Holger Zastrow (55) vom "Team Zastrow" steht hingegen die sofortige und vollständige Rücknahme der Markierungen im Vordergrund.
"Es ist völlig inakzeptabel, dass die Autofahrer und der ÖPNV noch weitere zehn Tage im Megastau stehen sollen", polterte das ehemalige FDP-Mitglied am Mittwoch.
Titelfoto: Robert Michael/dpa