Nach Putin-Post einer wütenden Russin: Dresdner Gastwirte bekommen Online-Hass ab
Dresden - "Hier bei uns in Dresden kann man einmal richtig zuschlagen", sagte Alena D. (30) am Dienstag in einem TikTok-Video. Der Adressat: Russlands Präsident Wladimir Putin (70), der am selben Tag die Ukraine schwer bombardieren ließ. Nicht nur in den sozialen Medien schlug der Beitrag hohe Wellen. Auch für vollkommen Unbeteiligte in Dresden hatte die Aktion schlimme Konsequenzen.
"Ich bin vollkommen fertig", sagt Tatjana Olifirenko (49) schluchzend am Telefon. Die gebürtige Kasachin und ihr Restaurant "Aljonuschka" wurden Opfer eines Missverständnisses.
Der Klarname ihres Gasthauses, "Aljona", und "Alena" klingen auf Russisch zum Verwechseln ähnlich.
Viele empörte Zuschauer des Videos ließen nach kurzer Online-Recherche deshalb ihrem Frust freien Lauf, verwandelten die Bewertungen des Restaurants auf Google Maps in eine einzige Klagemauer.
"Ich bin nach der Arbeit nach Hause gekommen und las plötzlich Hunderte von Hasskommentaren", schildert die Unternehmerin ihre Erlebnisse am Dienstagabend.
Aber nicht nur das: Plötzlich erhält Tatjana auch Drohanrufe. Von deutsch und russisch sprechenden Männern am anderen Ende der Leitung fallen Aussagen wie "Russische Schweine seid ihr" oder "Wir möchten einmal vorbeikommen."
Auch das Gasthaus "Rudolphia" in der Dresdner Neustadt erhielt Negativbewertungen
Folgerichtig wandte sich Tatjana an die Polizei, meldete die Beiträge an Google. Das Unternehmen hat mittlerweile damit begonnen, die Kommentare zu löschen.
"Ich habe immer noch Angst, die Belegschaft und ich möchten doch einfach nur Frieden", klagt sie.
Mit einem blauen Auge davongekommen ist auch Torsten Hanke (39), der seit 2005 über die Geschicke des Gasthauses "Rudolphia" in der Neustadt bestimmt.
Doch so was hat er noch nicht erlebt: "Wegen der Ähnlichkeit des Namens meiner Gaststätte und des Restaurants von Alena D. in Mittweida habe ich über 55 Negativbewertungen bekommen."
Auch er nahm das Heft des Handelns sofort in die Hand, ging am Mittwochmorgen zur Polizei, erstattet dort Anzeige. "Ich habe mir große Sorgen um die Sicherheit meiner Mitarbeiter gemacht", erklärt der gelernte Hotelfachmann.
Am Ende steht für den Wirt, der sich selbst als "politisch neutral" bezeichnet, ein Happy End: "Nach vielen E-Mails und Meldungen wurden die Kommentare gelöscht."
Titelfoto: Norbert Neumann