Nach 30 Jahren Stadtteilsanierung: So toll ist der "Hecht" geworden
Dresden - Noch bis tief in die 1990er-Jahren galt das Hechtviertel neben Pieschen und der Neustadt als die Problemzone der Landeshauptstadt. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Das liegt auch am beherzten Engagement von Dresdens Stadtplanern.
"Ich bin seit 30 Jahren für dieses Gebiet zuständig", erklärt Sabine Fichte, Sachbearbeiterin Stadterneuerung beim Amt für Stadtplanung und Mobilität. "Seitdem hat sich einiges getan." Und das ist noch vorsichtig formuliert.
Straßenbeläge, Spielanlagen, Häuserfassaden: 23,2 Millionen Euro hat die Stadt bisher in das Hechtviertel gepumpt.
Hilfe kam dabei auch aus Fördertöpfen des Bundes. Zusammen mit privaten Investitionen liegt die Gesamtsumme bisher bei rund 116 Millionen Euro.
Diese Finanzspritze kam für den Stadtteil im Dresdner Norden gerade rechtzeitig.
"Anfang der 90er-Jahre waren knapp 10 Prozent der Gebäude ruinös", erinnert sich Stadtplaner Thomas Pieper (59). "Wer früher gesagt hat, er wohne im Hechtviertel, der wurde bemitleidend angeschaut", ergänzt Fichte.
60 Prozent der Bewohner des Hechtviertels sind unter 45 Jahre alt
Aus dem Mitleid von damals ist mittlerweile Neid geworden.
Ein Großteil der Mietskasernen wurde saniert, überall finden sich kleine Cafés und begrünte Flächen. Und in den Häusern selbst wohnen längst keine Arbeiter mehr: 60 Prozent der Bewohner sind unter 45 Jahre alt, häufig Studenten oder junge Familien.
"Das Viertel ist so beliebt, dass wir die hohe Nachfrage nicht mehr befriedigen können", so Fichte.
Das Lieblings-Projekt der Planer: die Kirchenruine St. Pauli. 1996 wurde mit der Stadtentwicklungs-Gesellschaft ein Erbbaurechtsvertrag geschlossen, das Gebäude seitdem umfassend saniert. Heute dient das 1945 zerbombte Gotteshaus mit dem markanten Glasdach den Einwohnern des "Hechts" als Konzert- und Theaterspielstätte.
Hier war Förster Hechts Revier
Schon seit Jahren ist das Hechtviertel in aller Munde. Aber wie kam das Quartier zwischen Hansastraße, Stauffenbergallee und Königsbrücker Straße eigentlich zu seiner Bezeichnung?
Der Ursprung des Namens geht auf Johann August Hecht zurück. Dieser bewirtschaftete das im 18. Jahrhundert noch unbewohnte Gebiet als Förster.
Doch nicht nur Baum und Borke bescherten ihm ein Auskommen, auch eine Schankwirtschaft und ein Weingut nannte er sein Eigen.
Erst rund 150 Jahre später, in den 1870er-Jahren, begann dann die am Reißbrett geplante Bebauung des Areals, das in der Zwischenzeit auch als Truppenübungsplatz genutzt wurde.
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig (2)