Mit Autokino, ohne Parkplätze! Studenten planen St. Petersburger der Zukunft
Dresden - Die St. Petersburger Straße in Dresden - ein trostloses DDR-Relikt der 1960er Jahre. Geht es nach der Stadt, soll sich die Verkehrsachse radikal ändern. Ob hier in Zukunft ein Autokino an der Synagoge, ein See vor dem Rathaus oder ein Sportplatz am Hauptbahnhof angelegt werden?

Solche Szenarien wurden jüngst von 150 Architektur-Studenten der TU entworfen. Ihre Aufgabe: In 25 Teams vier Alternativen zum Status Quo des 1,6 Kilometer langen Straßenzugs finden. Bislang ist der Raum hauptsächlich Straße mit Deko-Grün dazwischen. In den studentischen Bauentwürfen spielen Autos eine Nebenrolle.
"Wir sind in der Aufgabenstellung davon ausgegangen, dass sich der individuelle Autoverkehr reduzieren wird und dadurch Flächen freiwerden", erklärt Architektur-Professorin Melanie Humann (50).
Daher fallen in allen Entwürfen Verkehrsspuren und Parkplätze weg, werden stattdessen Räume für Sport, Natur oder Kultur eingerichtet.
"Auf der Straße fahren 40.000 Autos - wir werden den Verkehr nicht wegschnipsen. Er soll bloß nicht so raumgreifend sein", findet auch Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne). Er zeigte sich beeindruckt von den studentischen Entwürfen.
"Es sind wunderbare Arbeiten entstanden, über die man weiter diskutieren kann. Es sind auch überraschende Ideen dabei." Zum Beispiel ein Autokino, das zwischen den Verkehrsspuren eingerichtet werden könnte. "Eine kleine Hommage an die Autofahrer", sagt Professorin Humann.



Entwürfe sind im Kulturpalast zu sehen
Studentin Lisa Pietzold (20) war an der Modellplanung beteiligt. "Wir haben uns überlegt: Wie können wir Flächen gestalten, dass sie auch genutzt werden? Aktuell haben wir überall Abstandsgrün in der Mitte ohne Wegestruktur. Das soll sich ändern."
Die Entwürfe werden in den kommenden Monaten weiterentwickelt, danach plant die Stadt einen Wettbewerb zur Zukunft des Straßenzugs. Bis erste Ideen realisiert werden, können Jahrzehnte vergehen.
Für Neugierige: Bis Samstag (18 Uhr) sind die Entwürfe im Kulturpalast zu sehen. Der TU-Lehrstuhl plant, die Entwürfe zeitnah zu digitalisieren und allen zugänglich zu machen.
Titelfoto: PR, Norbert Neumann