Mega-Ansturm auf Dresdner Stadtforum: Besucher stehen ewig Schlange
Dresden - Am Samstag war es so weit: Das Verwaltungsgebäude mit dem Namen "Stadtforum" öffnete in Dresden nach fast drei Jahren Bauzeit seine Türen. Enorm viele Besucher wollten sich das nicht entgehen lassen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (53, FDP) verkündete besonders stolz: "Wir gehen in eine neue Welt der Verwaltungsarbeit".
Nachdem das Band symbolisch durchgeschnitten worden war, strömten zahlreiche Dresdner in einer riesigen Menschenmasse in das neue Gebäude.
Der Andrang war so groß, dass der Einlass zeitweise gestoppt werden musste und die Schlange über den gesamten Vorplatz ging. Geschätzt über 30 Minuten Wartezeit mussten Interessierte bewältigen, um überhaupt den neuen Verwaltungsbau betreten zu können.
Im Gebäude angekommen gab es ein Gläschen Sekt und kostenlose Snacks wie Donuts. Dabei wurde von der Stadt ein breites Angebot geschaffen. So konnten sich die Gäste bei Führungen die neuen Arbeitswelten der Verwaltung anschauen. Neben den Büros und flexiblen Arbeitsplätzen konnten die Dresdner auch Feuerwehrfahrzeuge und Polizeitechnik bestaunen, während sie sich bei Mitmach-Aktionen und Gesprächen mit den Stadtratsfraktionen die Zeit vertrieben.
Auch an Ständen gab es Infos zu den städtischen Dienstleistungen und sogar Bürgersprechstunden und Podiumsdiskussionen.




Wie kommt Stadtforum bei Besuchern an?

Anetta Seifert (63), Lehrerin aus Johannstadt gemeinsam mit Michael Kramer (69), Rentner aus Striesen:
"Warum wurde es eigentlich gebaut?", fragt sich Michael Kramer. "In der heutigen Zeit müssen alle sparen, und Dresden ist finanziell auch nicht so gut aufgestellt." Anetta Seifert nickt. "Man hätte lieber mit den Bedingungen, die da sind, etwas verbessern sollen."
Die neue Eingangshalle mit viel Holz? "Schön und modern", sagt sie. Und das Konzept, dass das Stadtforum für alle Dresdner sein soll? "Für mich ist das wie ein Deckmantel, um es zu rechtfertigen", sagt Seifert kritisch.
Ins Restaurant würden sie nicht gehen. Macht der Neubau die Verwaltung besser? "Mal sehen", meint Seifert. Die Angebote zur Eröffnung findet sie immerhin gut: "Gehört schon dazu."

Maria (34), selbstständige Restauratorin aus Dresden-Plauen:
"Sehr modern und einladend, schön gestaltet und eine freundliche Atmosphäre", sagt Maria begeistert.
Besonders angetan hat es ihr die Architektur: "Die offene Struktur finde ich schön, und die Pflanzen mit der grünen Wand bringen Leben ins Gebäude."
Auch den Standort hält sie für gelungen: "Ein zentraler Punkt, gut gewählt."
Für Maria ist der Bau eine sinnvolle Investition, die von der Stadt Dresden getätigt wurde: "Ich finde es gut, dass jetzt alles kompakt ist und hoffentlich wirklich alle Ämter unter einem Dach sind." Sie hofft, dass es in Zukunft vieles einfacher macht.

Das Rentnerehepaar Sylvia (64) und Matthias Reiter (64) aus Ottendorf-Okrilla:
"Es war nötig! Das Rathaus am Platz war aus allen Nähten geplatzt und baufällig", ist Sylvia Reiter überzeugt.
Die ehemalige Sekretärin, die jetzt in Otterndorf-Okrilla lebt, weiß, wie es hinter den Kulissen aussieht: "Jetzt wird alles kompakter an einem Ort sein, das ist gut."
Ihr Mann, früher im Krankenhausbereich tätig, sieht das ähnlich - aber mit einer Bedingung: "Wenn das mit der Digitalisierung auch wirklich funktioniert." Er gibt zu bedenken: "Die Mitarbeiter müssen sich von Altgewohntem umstellen. Die Prozesse werden eine ganze Weile dauern."
Dass es für die Verwaltung eine Umstellung ist, sieht auch Sylvia: "Die Mitarbeiter müssen sich erst dran gewöhnen." Doch das moderne Konzept des Stadtforums überzeugt sie: "Es bringt viele Vorteile, wenn alle Ämter hier einziehen."

Jan Blüher (48), Voritzender des Kreisverbandes vom Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen:
"Die Stadtverwaltung war total verteilt - mal Rathaus, mal WTC. Jetzt ist alles an einem Ort, das kann ein großer Vorteil sein", sieht Blüher Potenzial.
Der App-Entwickler für Blinde und Sehbehinderte konnte sich jedoch noch keinen vollständigen Eindruck verschaffen. "Heute sind es erschwerte Bedingungen, man merkt das Bodenleitsystem, aber ich muss nochmal wiederkommen, wenn ich mich frei bewegen kann."
Trotzdem fällt ihm sofort etwas Positives auf: "Die Akustik scheint mir besser und moderner. Im Rathaus war immer so eine Hall-Atmosphäre."
Die Orientierung könnte hier besser werden als im Neuen Rathaus: "Dort gab es zwar ein digitales Leitsystem, aber hier wird es vielleicht noch klarer."
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)