Für 100.000 Euro im Jahr: Stadtrat will noch einen Bürgermeister
Dresden - Aktuell hat Dresden sieben jeweils für eigene Geschäftsbereiche zuständige Bürgermeister (Jahresgehalt: etwa 100.000 Euro). Nächstes Jahr werden fünf Posten neu besetzt. Im Hintergrund wird um Macht und Einfluss gerungen. Die wahrscheinlichste Lösung, um alle zu befrieden: Es kommt ein achter Bürgermeister hinzu.
Möglich macht das eine anstehende Gesetzesänderung, nötig macht es die Gründung der Dissidenten-Fraktion im Rat. Hintergrund: Auf Landesebene wird darüber beraten, ob die beiden sächsischen Großstädte Leipzig und Dresden zukünftig acht Bürgermeister haben dürfen.
Gewählt werden die Bürgermeister durch den Rat. Bei der Wahl soll sich das politische Kräfteverhältnis im Rat widerspiegeln. Obendrein braucht der Rat eine Zweidrittel-Mehrheit.
Nur so können ohne die Zustimmung von OB Dirk Hilbert (49, FDP) die Bürgermeister-Posten in Eigenregie besetzt und deren Aufgabengebiete neu zugeschnitten werden.
Durch die Neugründung der Dissidenten-Fraktion besitzen CDU, Grüne, Linke und SPD so eine Mehrheit nicht mehr.
Wird es einen achten Bürgermeister geben?
Die Lösung: Die FDP muss mit ins Boot und mit mindestens einem Bürgermeisterposten abgefunden werden. Weil aber weder CDU noch Linke und SPD freiwillig auf einen Bürgermeister aus den eigenen Reihen verzichten werden, bleibt der Rückgriff auf den möglichen Zusatz-Posten.
FDP-Chef Holger Zastrow (52): "Diese Diskussionen gibt es. Eine Zustimmung ist dann vorstellbar, wenn auch die Aufgabenbereiche der einzelnen Bürgermeister klug überdacht werden." Eigene Ambitionen hat Zastrow dabei "auf keinen Fall".
Auch die Dissidenten wünschen sich einen achten, auf den ersten Blick ungewöhnlichen, Bürgermeister:
"Wir wollen nicht die Mehrheitsverhältnisse im Rat zementieren, aber Dresden braucht eine Einsamkeitsbürgermeisterin. Das ist ein städtisches Thema, das sich von der Kindheit bis ins hohe Alter zieht", so Stadtrat Michael Schmelich (67).
Titelfoto: Holm Helis/Norbert Neumann