Dresdens erster Kinderstraßenbahn droht die Verschrottung: Hier verlottert unser "Lottchen"

Prina - Fast 20 Jahre lang zauberte das "Lottchen" Dresdner Kindern ein Lächeln auf die Lippen. 2010 kaufte das DDR-Museum in Pirna die historische Kinderstraßenbahn von den Dresdner Verkehrsbetrieben ab. Jetzt soll sie im Internet verhökert werden.

Die einstige "ET 57" aus den 1960er Jahren wurde liebevoll von Kindern bemalt, fuhr von 1991 bis 2010 als Kinderstraßenbahn "Lottchen" durch Dresden.
Die einstige "ET 57" aus den 1960er Jahren wurde liebevoll von Kindern bemalt, fuhr von 1991 bis 2010 als Kinderstraßenbahn "Lottchen" durch Dresden.  © Marko Förster

Sonst droht der Schrottplatz: Rost frisst sich durch die Außenwände der Bahn, die bunte Bemalung verblasst und platzt ab. Im Inneren riecht es nach feuchtem Holz, die hellblaue Deckenbemalung hängt in traurigen Fetzen herunter.

Überall liegt Sperrmüll. Und bis das Dach durchgerostet ist, wird es nicht mehr lange dauern.

Dabei hängt Museumsleiter Conny Kaden (60) eigentlich an seinem "Lottchen". "Wir waren damals richtig euphorisch, die Bahn für das Museum zu erwerben. Sie wäre sonst zersägt worden."

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Mit zwei Lastwagen und einem Kran wurde der 23 Tonnen schwere Zug samt Anhänger im November 2010 nach Pirna transportiert.

Seither ist die Bahn im Museumshof ausgestellt, Sonne, Wind und Regen hilflos ausgesetzt. "Die unheimliche Hitze hat alles kaputtgemacht. Auf der Sonnenseite ist die Farbe schon nach wenigen Jahren abgeplatzt."

Um solche Schäden zu vermeiden, hätte die Bahn eigentlich überdacht werden sollen. Doch damit, wie teuer solche Dächer werden können, hatte Kaden nicht gerechnet: "10.000 Euro hätte unser Budget hergegeben, bis zu 40.000 Euro hätten wir bezahlen müssen." Das sei nicht zu stemmen, Spendensammeln hoffnungslos gewesen.

So viel Geld soll "Lottchen" kosten

Die grünen Sitzbänke sind staubig, aber intakt
Die grünen Sitzbänke sind staubig, aber intakt  © Marko Förster
Conny Kaden (60) im Waggon-Innenraum. Der "Himmel" hängt in Streifen von der Decke hinunter.
Conny Kaden (60) im Waggon-Innenraum. Der "Himmel" hängt in Streifen von der Decke hinunter.  © Marko Förster
Auch die Fahrerkabine staubt und rostet vor sich hin.
Auch die Fahrerkabine staubt und rostet vor sich hin.  © Marko Förster

Über die Jahre verschlimmerte sich "Lottchens" Zustand. Dreimal wurde das Dach mit neuer Farbe ausgebessert, doch der Effekt hielt nicht. 2018 brach der Stromabnehmer plötzlich ab.

Irgendwann stellte Kaden ein Trampolin und Holzhäuschen vor das historische Stück - für die Enkeltochter zum Spielen. Nur die Schattenseite bekamen Besucher durch einen Zaun zu Gesicht.

"Wir müssen die Bahn jetzt verkaufen, bevor sie komplett durchgerostet ist. Noch ist die Stahldecke stabil und die Bestuhlung intakt", sagt Kaden heute, der die Kinderstraßenbahn für 6000 Euro auf Kleinanzeigen eingestellt hat.

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Zwei Interessenten aus dem Dresdner Raum habe es schon gegeben, die "Lottchen" sogar ein Dach bieten könnten. Falls der Deal gelingt, kämen die Einnahmen der Museumssanierung zugute.

Falls nicht: "Die Anzeige bleibt bis Oktober aktiv. Will das Lottchen bis dahin niemand haben, geht es zum Schrotthändler."

Titelfoto: Marko Förster

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