Dresden - Das letzte Adventswochenende in diesem Jahr wurde vielerorts von dem unfassbaren Anschlag in Magdeburg überschattet.
Vor diesem Hintergrund rüstete die Dresdner Innenstadt noch mal auf. Auf dem Striezelmarkt, dem Neumarkt oder der Prager Straße war davon kaum was zu spüren - im Gegenteil. Ein Besuch vor Ort.
Kelly Walz trägt eine Liebeserklärung um den Hals. Die 31-Jährige hat in diesem Jahr den Süßwarenstand ihres Vaters übernommen, bindet nun Lebkuchenherzen zur Auslegeware.
"Das Geschäft ist sportlich", sagt sie und stochert in gebrannten Mandeln herum. 12-Stunden-Tage, dazu kommen Vor- und Nachbereitung. Und das mulmige Gefühl seit Freitag.
Ein Auto raste an diesem Freitagabend in einen Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der mutmaßliche Täter Taleb Al A. (50) soll Arzt und Islamkritiker sein, aus Saudi-Arabien stammen.
Die Dresdner Polizei rüstete auf: Mehr Beamte der Bereitschaftspolizei in der Innenstadt, vor allem der "Zufahrtsschutz" wurde um mit Wasser gefüllte Container und geparkte Polizeifahrzeuge erweitert.
Auch, wenn sich nach einer bundesweiten Abstimmung am Samstag die Gefährdungslage nicht verändert habe.
Schweigeminute für die Opfer von Magdeburg auf dem Dresdner Striezelmarkt
"Wir wussten auch nicht, was passiert", so Kelly Walz weiter. "Aber der Striezelmarkt hat das super gemacht." Am Samstagabend herrschte eine Minute lang Stille - um 19 Uhr wurde der fünf Toten und mehr als 200 Verletzten gedacht.
Daran erinnert sich auch Stefan Sperlich (62) gern. Seit 15 Jahren hat er den Hut der Feuerzangenbowle auf der Prager Straße auf.
"Wat willste ändern? Nix! Es passiert halt", sagt er zur TAG24. Seine Gäste sahen das wohl ähnlich: "Samstag war stark, wir haben eigentlich nichts gemerkt. Für einen Sonntag lief's heute auch gut."
Davon berichtete auch Kelly Walz: "Wir hatten befürchtet, dass keine Leute kommen. Aber sie kamen." Die gestrigen Regenschauer seien schlimmer ins Gewicht gefallen. "Wir sind sehr zufrieden. Trotz allem."
Martine Leukefeld (53) grübelt. "Es wird einem angst, wenn man dran denkt, was passieren kann", sagt sie gestern auf dem Neumarkt und blickt auf ihre dreijährige Enkelin. "Kann man nicht verstehen, was in dem Menschen vorgeht."
Doch wie jedes Jahr kam sie her. "Weil wir uns nicht vertreiben lassen wollen ..."