Dresdens lauteste Straßen: Hier macht der Lärm richtig krank

Dresden - Dresden ist ein lautes Pflaster: Auf rund drei Vierteln des erfassten Straßennetzes herrscht insbesondere nachts eine Lärmbelastung, die krank machen kann. Davon sind Zehntausende betroffen.

(Zu) laut ist es auch an den großen Verkehrsachsen der Innenstadt wie am Straßburger Platz.
(Zu) laut ist es auch an den großen Verkehrsachsen der Innenstadt wie am Straßburger Platz.  © Norbert Neumann

Autos, Straßenbahnen, Züge, Flugzeuge: Von rund 520 kartierten Kilometern im städtischen Straßennetz (Stand 2022) sind gerade mal 120 Kilometer (rund ein Viertel) nicht von potenziell schädlichem Lärm betroffen.

Als kritisch gelten Schalldruckpegel am Tag ab 65 Dezibel (Nähmaschine) und in der Nacht ab 55 Dezibel (TV in Zimmerlautstärke).

Bei Dauerbelastung erhöht sich das Risiko gesundheitlicher Folgen signifikant, insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dem sind laut städtischem Lärmaktionsplan allein nachts rund 73.000 Dresdner an ihrem Wohnort ausgesetzt.

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Dresden Lokal Demo-Proteste gegen Hilberts Sparhammer in der Innenstadt

Das sei vor allem entlang der innerstädtischen Verkehrsachsen der Fall, so Umweltamtsleiter René Herold (44). Es bestehe erheblicher Handlungsbedarf.

Vom Lärm betroffen sind auch fast 100 Schulhäuser und mehr als 50 Krankenhausgebäude.

Laute Straßen: Für viele Dresdner ein großes Problem

Autos, Straßenbahnen, Busse: Der Abschnitt zwischen Nürnberger Platz und -Ei gehört zu Dresdens lautesten Straßen.
Autos, Straßenbahnen, Busse: Der Abschnitt zwischen Nürnberger Platz und -Ei gehört zu Dresdens lautesten Straßen.  © Norbert Neumann
Starken Straßenlärm gebe es hier schon immer, aber das Verkehrsaufkommen habe zugenommen, berichtet Anwohner Helmut Büttner (66).
Starken Straßenlärm gebe es hier schon immer, aber das Verkehrsaufkommen habe zugenommen, berichtet Anwohner Helmut Büttner (66).  © Norbert Neumann
Kein Lärm, außer beim Lüften: Sozialpädagoge Andreas Göbel (59) vom Volkssolidarität-Begegnungszentrum sieht für seine Einrichtung keine grundlegenden Probleme am Standort.
Kein Lärm, außer beim Lüften: Sozialpädagoge Andreas Göbel (59) vom Volkssolidarität-Begegnungszentrum sieht für seine Einrichtung keine grundlegenden Probleme am Standort.  © Norbert Neumann
An der Straße versteht man teils sein eigenes Wort nicht, sagt Seniorin Barbara Hofmann (76).
An der Straße versteht man teils sein eigenes Wort nicht, sagt Seniorin Barbara Hofmann (76).  © Norbert Neumann
Der Dresdner Lärmatlas ist abrufbar im Themenstadtplan der Stadtverwaltung unter stadtplan.dresden.de (Themen, Umwelt, Lärm).
Der Dresdner Lärmatlas ist abrufbar im Themenstadtplan der Stadtverwaltung unter stadtplan.dresden.de (Themen, Umwelt, Lärm).  © Umweltamt

Diese Straßen empfinden die Dresdner als zu laut

Am lautesten empfinden es die Dresdner laut Online-Umfrage 2023 um die Autobahnen 4 und 17 sowie Leipziger, Königsbrücker und Großenhainer Straße.

Laut städtischem Lärmatlas rauscht es zwischen Nürnberger Platz und Ei tagsüber mit über 75 Dezibel (Schleudergang Waschmaschine). "Die schweren Lkw sind belastend", sagt Anwohner Helmut Büttner (66). "Wenn die von der Autobahn umgeleitet werden, ist es kaum auszuhalten."

Viele Häuser mindern den Krach mit Doppel- oder Dreifach-Fensterverglasung ab. "Aber wenn sie zum Lüften geöffnet sind, stört es schon, vor allem im Sommer", stöhnt Andreas Göbel (59) vom Volkssolidarität-Begegnungszentrum.

"Unser Alltagsbetrieb ist aber nicht beeinträchtigt." Eine Bäckerei-Mitarbeiterin findet es "nicht extrem laut". Allerdings müsse man lauter mit den Kunden reden, wenn die Eingangstüre geöffnet ist. Draußen läuft Barbara Hofmann (76) entlang: "Im Berufsverkehr ist es schlimm. Eine Unterhaltung ist schwer, man versteht teils sein eigenes Wort nicht."

Mit Straßen-Sanierungen (etwa Bautzner und Österreicher Straße), Rasen-Gleisen und Tempo-30-Abschnitten versucht das Rathaus zu dämpfen.

Bürger können den städtischen Lärmplan-Entwurf einsehen (im Umweltamt oder online) und bis 10. Dezember Anregungen machen, die in die spätere Beschlussfassung einfließen können.

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, Umweltamt

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