Klo-Zoff am Altmarkt: "Dresdner Winterfest" lässt Toiletten-Unternehmer verzweifeln
Dresden - Während es oben beim "Dresdner Winterfest" auf dem Altmarkt nur so vor Menschen wimmelt, herrscht eine Etage tiefer tote Hose: Der dortigen WC-Anlage bleiben die Kunden weg. Betreiber Mirco Grahl (56), der 1 Euro Gebühr verlangt, macht dafür die "Winterfest"-Organisatoren um Betreiber Holger Zastrow (55) verantwortlich. Denn die bieten eigene Toiletten an.

Seit 2008 betreibt Grahl die 60 Quadratmeter große Toilette unter dem Altmarkt, pachtet die Räume von Parkhaus-Eigentümer Q-Park.
"Corona und dann die zweijährige Sanierung des Altmarktes bedeuteten für uns tiefrote Zahlen", erinnert er sich. Allein zwischen Januar und November 2023 erlitt Grahl an dem Standort Verluste in mittlerer fünfstelliger Höhe, kann diese nur durch seinen gut laufenden Handwerksbetrieb auffangen. Den beiden Vollzeit-Angestellten unter dem Altmarkt hält er jedoch stoisch die Treue: Sie putzen nach wie vor täglich Spiegel und Fußböden, füllen das Klopapier auf, säubern und entstopfen die Toiletten von allerhand Rückständen.
Doch nun kommt es für Grahl noch dicker: Die Organisatoren des Winterfestes, Matteo Böhme (41) und Stadtpolitiker Holger Zastrow (55), wollen offenbar nicht mit ihm kooperieren. Für 50 Cent Gebühr bieten sie ihr eigenes stilles Örtchen im oberirdischen Container an.
"Das ist das erste Mal in 15 Jahren, dass mir so was passiert", sagt Grahl verblüfft. "Dabei bin ich gerade jetzt so dringend auf Marktbesucher als Kunden angewiesen."




"Keine böse Absicht", meinen die Veranstalter des Winterfestes

Zweimal habe er via E-Mail versucht, Kontakt aufzunehmen - keine Rückmeldung.
Wenige Tage vor der Eröffnung des Winterfestes (25. Januar) habe es dann ein Telefonat gegeben. "Da teilte man mir kurz und bündig mit, dass es jetzt zu spät sei", so Grahl.
Co-Veranstalter Matteo Böhme, der mit Zastrow auch den Augustusmarkt in der Neustadt ausrichtet, bestätigte gegenüber TAG24 den Kontakt zwischen Grahl und einem Mitarbeiter. Er erklärte, dass hinter dem Aufbau des WC-Containers "keine böse Absicht" stecke.
Nur so viel: "Wir buchen bei Veranstaltungen mit gastronomischem Angebot immer auch Toiletten hinzu, das ist bei uns quasi ein Automatismus."
Vor dem nächsten Winterfest möchte er das Thema jedoch wieder aufgreifen.
Neuer WC-Masterplan: OB Hilbert muss 30 Toiletten-Vorschläge prüfen

Als die Verwaltung im September 2023 ein Toilettenkonzept vorlegte, wurde sie vom Stadtrat abgewatscht.
Eine der Begründungen damals: Dresden brauche deutlich mehr öffentliche Toiletten als in dem Papier vorgesehen. Nun wurde das Rathaus mit einer gründlichen Überarbeitung beauftragt.
Insgesamt 86 öffentliche WCs gibt es in der Stadt. Der neue Beschluss des Stadtrats sieht vor, 81 davon zu erhalten und zukünftig auch Standortwünsche der Stadtbezirks- und Ortsbeiräte zu berücksichtigen. Ob ein neues Klo am Bahnhof Klotzsche oder ein Pissoir am Hugo-Bürkner-Park (Strehlen): OB Dirk Hilbert (52, FDP) ist aufgefordert, 30 dieser Vorschläge zu prüfen und in das neue Toilettenkonzept aufzunehmen.
Die Entscheidung zum Neubau soll unter Berücksichtigung finanzieller Spielräume dann dem Bauausschuss obliegen. Zudem fordern die Ratsmitglieder in dem Beschluss, das Konzept der "Netten Toilette" (Gaststätten bieten WC an, kriegen dafür Geld vom Rathaus) von der Neustadt auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten.
Der überarbeitete WC-Masterplan soll dem Bauausschuss bis Juni vorgelegt werden.
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel