Kein Frauenkirchen-Stollen mehr fürs britische Königshaus: Bäcker Zopp sagt Stopp!
Dresden - In diesem Jahr geht das britische Königshaus leer aus! Erstmals nach acht Jahren schickt der Dresdner Mühlenbäcker Rüdiger Zopp (60) keinen Dresdner Christstollen in den Buckingham-Palast. Dafür lagert er zum dritten Mal eine Edition des köstlichen Weihnachtsgebäcks für 80 Tage im Glockenturm der Frauenkirche - in 29 Meter Höhe.
"Weihnachten 2015 habe ich meinen ersten Stollen, einen Whiskystollen, an die Queen geschickt. Vier Monate später kam ein Dankesbrief", erinnert sich Zopp. "Er hat mir und der Bäckerei damals Aufwind gegeben. Ich war in aller Munde."
Es folgten jährliche Postsendungen.
"Die Queen bekam natürlich 2021 auch einen Stollen aus der ersten Frauenkirchen-Edition" - postwendend traf der Dankesbrief im Dezember ein.
Die Korrespondenz-Managerin der Queen, Celia Guy, bedankte sich ausdrücklich bei Zopp für die Stollenaktion, die zur Freude der Queen auch Spenden für die Frauenkirche beinhaltete.
"Zu King Charles habe ich nicht so eine Verbindung. Deshalb geht kein Frauenkirchen-Stollen mehr auf die Reise."
Zopp: Leute verlangen Erdbeertorte statt Stollen
Die neue, auf 250 Stück limitierte Edition (Stückpreis: 45 Euro) wurde am Donnerstag in den Glockenturm E bugsiert. Hier ruhen die Stollen in ihren Holzkisten gut durchlüftet und kühl - unter den schweren Glocken Johannes, Jeremia, Josua und Maria.
"Maria ist noch im Original erhalten und 505 Jahre alt", weiß Frauenkirchen-Architekt Thomas Gottschlich (58). "Damit ist Maria noch älter als meine Bäckerei, die erstmals 1547 erwähnt wurde", verrät Zopp.
50 Zweipfünder weniger als im Vorjahr hat er für die Edition gebacken. "Die Leute kaufen verhaltener, verlangen Erdbeertorte statt Stollen", erklärt Zopp. Die Temperaturen erschwerten zudem die Arbeit in der Backstube. Traditionell wird Stollen ab August gebacken.
"Wir mussten jedoch mittendrin drei Wochen pausieren, weil es so heiß war, dass die Butter aus dem Stollenteig trat." Jetzt ist es zum Glück wieder etwas kühler, sodass auch Frauenkirchen-Pfarrer Markus Engelhardt (62) nicht um den Stollen fürchten muss: "Die Qualität des Stollens habe ich erst hier in Dresden schätzen gelernt."
Welch Segen!
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa/PA Wire, Steffen Füssel