Vom schaumigsten Eierpunsch bis zur dicksten Wurst: Das ist die Käseglocke in Dresden
Dresden - Jeder kennt ihn, doch kaum einer kennt seine Geschichte. Dabei gehört der als Käseglocke bekannte Pavillon zum Dresdner Postplatz wie der benachbarte Zwinger. Und das seit 95 Jahren. Die meiste Zeit davon diente der kreisrunde Bau als Wartehalle für den ÖPNV, später dann als Verkaufspunkt der DVB. Seit einigen Jahren ist es nun ein Café. Wir haben mit Betreiber René Werft (42) über das Dresdner Original gesprochen.

"Nach nur zwei Wochen Umbauzeit haben wir 2014 eröffnet", sagt Werft. Dabei hatte eigentlich ein anderer Betreiber die Ausschreibung der Stadt gewonnen. Doch der zog zurück. Glück für Werft, der vor seinem Jobwechsel zum Gastronom in der Bauleitung tätig war.
In den vergangenen acht Jahren hat er das Sortiment stetig ausgebaut und setzt dabei auf einige Superlative.
"Wir haben den stärksten Glühwein, die schwerste Bratwurst und den cremigsten Eierpunsch der Stadt", sagt er selbstbewusst. Den Glühwein stellt er dabei aus Zabeltitzer Fruchtweinen frisch vor Ort her.
Für den Eierpunsch nutzt er das "Scharfe Gelb" aus Senftenberg als Grundlage, die er auf "geheime Weise" verfeinert.
Auch beim Kuchen wie der beliebten Eierschecke ohne Boden und der 150 Gramm schweren Bratwurst setzt er nach eigenen Angaben auf Lieferanten aus Thüringen.

Das "rundeste Café der Stadt" kommt auch bei den Dresdnern an

Bei den Kunden des "rundesten Cafés der Stadt" kommt das an. "An Sonntagen haben wir 30 bis 40 Prozent Stammkunden", erzählt Werft.
Viele kennen die 1927/28 als Wartehalle gebaute Käseglocke sicher noch von früher. Immerhin war sie von 1994 bis 2013 Servicepunkt der DVB, wie es ihn bis Ende 2020 in ähnlicher Form auf dem Albertplatz gab.
Weil in dem kleinen Pavillon mit nur 15 Plätzen (draußen sind es je nach Saison 60 bis 100) kein Platz für eine Toilette ist, musste sich der Wirt was einfallen lassen.
Dafür hat er unterirdisch einen Teil der ehemaligen öffentlichen Toilettenanlage öffnen lassen, die nach dem Hochwasser von 2002 geschlossen und verfüllt wurde.
Warum das die, laut Werft, "modernste Toilette der Stadt" ist, müssen die Gäste selbst herausfinden...
Titelfoto: Steffen Füssel