Jetzt schlägt die Chefin Alarm: Ist das Hygiene-Museum in zwei Jahren pleite?
Dresden - Wie für Hunderttausende Besucher war das Deutsche Hygiene-Museum für sie schon immer Sehnsuchtsort: Iris Edenheiser (47) ist seit zwei Jahren Direktorin des Hauses. Doch schon in ihren nächsten zwei Jahren muss sie wohl dessen Insolvenz verkünden. Ihre Befürchtung: Die rigorosen Sparpläne der Stadt zwingen ihre Institution in die Knie.
Für die kommenden zwei Jahre fehlen dem Haus 1,1 Millionen Euro.
Grund: Laut Edenheiser streicht die Stadt 565.000 Euro ihrer Finanzierung zusammen. Der Freistaat verdopple zwar die Fördersummen der Stadt. Streicht Dresden aber Förderungen, verdoppelt sich auch das Minus.
"Das geht an unsere Wurzeln", sagt Iris Edenheiser im TAG24-Gespräch. Mit den Kürzungen fehlten mehr als zehn Prozent des Stiftungsetats, aus dem jede Tariferhöhung und auch der Bauunterhalt finanziert werden muss. "Die letzte Sanierung ist 20 Jahre her. Beim letzten Starkregen hat es schon reingeregnet."
Das Museum reagierte bereits, strich zwei geplante Sonderausstellungen. Ein Teufelskreis. "Der nationale und internationale Ruf des Hauses, aber auch die Besucherzahlen leben von den Sonderausstellungen", appelliert die Chefin. Im vergangenen Jahr zählte das Haus 290.000 Besucher, 70.000 davon waren Schulkinder.
"Wir können das zwei Jahre so machen. Dann sind wir nicht mehr liquide."
Stadt Dresden muss sparen, nicht nur am Hygiene-Museum
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (47, Linke) versucht, mit einem Minus von 3,3 Millionen Euro alle "kommunal getragenen oder finanzierten Kultureinrichtungen" zu erhalten.
"Das bedeutet jedoch Abstriche und Kürzungen für alle", erklärt sie. Auch für sie sei das Hygiene-Museum eine "unverzichtbare Kultur- und Bildungsinstitution für Dresden und Sachsen". Sie weiß um die europäische Relevanz - und dass ein Ausstellungswegfall einen Besucherschwund zur Folge hat.
"Für das Museum wird ein erneuerter Konsolidierungsprozess notwendig werden."
Der OB wird seinen umstrittenen Haushalt am Donnerstag einbringen, mit dessen Beschluss sei im Februar zu rechnen.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch