Indoor-Farming: Dresdner Forscher tüfteln an Gemüse aus mobilen Gewächshäusern

Dresden - Ob saftige Orangen, Paprika oder Salatblätter – auch im Winter gibt es reichlich Obst und Gemüse in unseren Supermärkten zu kaufen. Ein Großteil davon kommt mit Tausenden Lkw-Ladungen aus Südeuropa, insbesondere Spanien. Dresdner Wissenschaftler suchen deshalb nach Möglichkeiten, diese Abhängigkeit zu verringern.

Gartenbauingenieur Nico Domurath (44) startete das Projekt vor zwei Jahren.
Gartenbauingenieur Nico Domurath (44) startete das Projekt vor zwei Jahren.  © Thomas Türpe

Seit zwei Jahren tüftelt Nico Domurath (44) vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden an einer Art Kasten. Gemeint sind kleine, mobile Gewächshäuser, auch "Indoor-Farming-Anlagen" genannt. In denen wird auf engstem Raum Grünzeug gezüchtet.

Dabei kommt moderne Technologie zum Einsatz: Energieeffiziente LED-Leuchten sorgen für passgenaue Lichtverhältnisse.

Sensoren und Künstliche Intelligenz messen den Bedarf an Wasser, Wärme, Nährstoffen. Letztere ziehen sich die zarten Wurzeln nicht mehr aus der Erde, sondern aus einer gehaltvollen Lösung. Die Pflanzen selbst stehen in Trichtern.

Dresden: So feierten Vorstand und Geschäftsführung 25 Jahre City Management
Dresden Lokal So feierten Vorstand und Geschäftsführung 25 Jahre City Management

Ein Großteil der für das Projekt notwendigen Verfahren und Techniken wurde von den Experten des IKTS selbst entwickelt. "Kollegen aus zwölf verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen haben bislang mitgewirkt", so Domurath. "Und mit der Zeit werden es immer mehr."

Vom Privatnutzer bis zum Großkonzern: Die Gewächshäuser könnten langfristig in unterschiedlichsten Größenordnungen eingesetzt werden.
Vom Privatnutzer bis zum Großkonzern: Die Gewächshäuser könnten langfristig in unterschiedlichsten Größenordnungen eingesetzt werden.  © Thomas Türpe
In anderen Gewächshäusern testen die Forscher den Einsatz von Bio-Dünger oder unterschiedlichen Böden.
In anderen Gewächshäusern testen die Forscher den Einsatz von Bio-Dünger oder unterschiedlichen Böden.  © Thomas Türpe

Großes Potenzial von mobilen Gewächshäusern

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft möglichst effizient Pflanzen züchten: Das ist das Ziel der Wissenschaftler.
Im Sinne der Kreislaufwirtschaft möglichst effizient Pflanzen züchten: Das ist das Ziel der Wissenschaftler.  © Thomas Türpe

Ihr gemeinsames Ziel: die effizienten Gewächshäuser auf Hausdächern oder Freiflächen einsetzen. "Vielleicht demokratisieren wir damit die Produktion von Lebensmitteln", sagt der Gartenbauingenieur stolz.

Schon jetzt bekomme das IKTS Anfragen von Start-ups und Mittelständlern, die das Potenzial der Gewächshäuser erkennen, mit den technischen Komponenten ihre Produktion verbessern möchten.

Essen wir also bald nur noch Paprika aus Dresden? Nicht ganz, manches sei noch eine Zeit- oder Kostenfrage, so Domurath.

Dresden: Schlange stehen auf Prager Straße: Warum trotzen die Menschen hier der Kälte?
Dresden Lokal Schlange stehen auf Prager Straße: Warum trotzen die Menschen hier der Kälte?

Auch in Zukunft werden wir also Obst und Gemüse aus dem Süden importieren. "Es ist kein Allheilmittel, aber definitiv ein Teil der Lösung."

Titelfoto: Thomas Türpe

Mehr zum Thema Dresden Lokal: