Indoor-Farming: Dresdner Forscher tüfteln an Gemüse aus mobilen Gewächshäusern
Dresden - Ob saftige Orangen, Paprika oder Salatblätter – auch im Winter gibt es reichlich Obst und Gemüse in unseren Supermärkten zu kaufen. Ein Großteil davon kommt mit Tausenden Lkw-Ladungen aus Südeuropa, insbesondere Spanien. Dresdner Wissenschaftler suchen deshalb nach Möglichkeiten, diese Abhängigkeit zu verringern.
Seit zwei Jahren tüftelt Nico Domurath (44) vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden an einer Art Kasten. Gemeint sind kleine, mobile Gewächshäuser, auch "Indoor-Farming-Anlagen" genannt. In denen wird auf engstem Raum Grünzeug gezüchtet.
Dabei kommt moderne Technologie zum Einsatz: Energieeffiziente LED-Leuchten sorgen für passgenaue Lichtverhältnisse.
Sensoren und Künstliche Intelligenz messen den Bedarf an Wasser, Wärme, Nährstoffen. Letztere ziehen sich die zarten Wurzeln nicht mehr aus der Erde, sondern aus einer gehaltvollen Lösung. Die Pflanzen selbst stehen in Trichtern.
Ein Großteil der für das Projekt notwendigen Verfahren und Techniken wurde von den Experten des IKTS selbst entwickelt. "Kollegen aus zwölf verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen haben bislang mitgewirkt", so Domurath. "Und mit der Zeit werden es immer mehr."
Großes Potenzial von mobilen Gewächshäusern
Ihr gemeinsames Ziel: die effizienten Gewächshäuser auf Hausdächern oder Freiflächen einsetzen. "Vielleicht demokratisieren wir damit die Produktion von Lebensmitteln", sagt der Gartenbauingenieur stolz.
Schon jetzt bekomme das IKTS Anfragen von Start-ups und Mittelständlern, die das Potenzial der Gewächshäuser erkennen, mit den technischen Komponenten ihre Produktion verbessern möchten.
Essen wir also bald nur noch Paprika aus Dresden? Nicht ganz, manches sei noch eine Zeit- oder Kostenfrage, so Domurath.
Auch in Zukunft werden wir also Obst und Gemüse aus dem Süden importieren. "Es ist kein Allheilmittel, aber definitiv ein Teil der Lösung."
Titelfoto: Thomas Türpe