In Dresden entwickelt: Wie wird Carbonbeton eigentlich recycelt?
Dresden - Stolz präsentierte die TU Dresden vor einigen Monaten ihr neues Haus ganz aus Carbonbeton. Anstelle von gewöhnlichem Stahl wird hier bei der Bewehrung auf ein Netz aus Kohlenstofffasern gesetzt. Das macht das Material langlebiger, dünner und somit auch leichter. Doch auch das innovativste Material muss irgendwann recycelt werden ...
Der erste Schritt unterscheidet sich gar nicht so sehr vom gewohnten Stahlbeton. Das Material wird in grobe Stücke zerkleinert, Beton und Bewehrung getrennt.
Da Carbon im Vergleich zu Stahl nicht magnetisch ist, sind bei der Trennung andere Verfahren nötig. Die funktionieren kamerabasiert und werden beim Recycling schon heute bei Glas oder Kunststoff verwendet.
98 Prozent Sortenreinheit erreichen die Forscher laut Projektmanager Stefan Minar (37) vom Verband C³ (Carbon Concrete Composite) schon heute. Heißt: Lediglich zwei Prozent Betonrückstände befinden sich noch im Carbon.
Übrig bleibt ein gänzlich unsortierter Haufen Fasern in verschiedenster Länge. Die werden nun am ITM, dem TU-Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik, wiederverwertet.
Wie das passiert? Die einzelnen Carbon-Schnipsel werden in gleichem Verhältnis mit einer Kunstfaser vermischt, in eine Maschine geführt und miteinander verkrempelt.
Carbonbeton kann auch mit recyceltem Carbon gut funktionieren
"Verwendet werden können alle Carbon-Fasern, die mindestens eine Länge von 40 Millimetern haben", sagt Anwar Abdkader (58), einer der Köpfe des Projektes. Alle anderen werden automatisch abgesaugt.
Heraus kommt ein grobes Band, bei dem schon erahnt werden kann, dass daraus später ein neues Carbon-Garn entsteht. Ist das fertig, erreicht es laut Minar etwa 80 Prozent der ursprünglichen Leistungsfähigkeit.
Für den Bau ist das gar kein Problem. Die Carbon-Bewehrungen im Beton sind so dünn, dass sie problemlos auch ein bisschen dicker gestaltet werden könnten, um auch wirklich auf Nummer sicher zu gehen.
Ein Problem ist indes, dass die Nachfrage nach recyceltem Carbon auf dem Markt noch nicht sonderlich groß und das Produkt so relativ teuer ist.
Projektmanager Minar hofft deshalb, dass sich auch in seiner Branche bald der Nachhaltigkeitsgedanke durchsetzt und der C³-Verband von Dresden aus dann so richtig durchstarten kann.
Titelfoto: Thomas Türpe