Im Bann der Bombe: So lief der Tag der Entschärfung in Dresden
Dresden - Eine britische 250-Kilo-Bombe legte am Donnerstag das Dresdner Zentrum lahm. So kam es schon ab dem frühen Morgen zu weitreichenden Sperrungen in Alt- und Neustadt, 10.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Diesmal machte es der Sprengkörper den Einsatzkräften recht einfach.
Verschlafen ließ sich der Einsatz im Zentrum nur schwer: Punkt 7 Uhr heulten, wie angekündigt, die Sirenen im Evakuierungsbereich auf. Zeitgleich machte sich auch die Polizei auf zum Bereich rund um die Carolabrücke.
Bis 9 Uhr sollte der Raum menschenleer sein. Darunter die komplette historische Altstadt mit Zwinger und Frauenkirche, Rathaus sowie Amts- und Landgericht.
Auch die Neustädter Seite war vom Regierungsviertel bis zum Albertplatz betroffen.
600 Beamte der Polizei, darunter auch Kriminalpolizisten, die ihre eigenen Büros räumen mussten, sicherten die Sperrung und kontrollierten, dass alle ihre Wohnungen verließen.
Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera kontrollierte nochmals, ob wirklich niemand mehr da war.
Zünder wurden binnen weniger Minuten aus der Bombe geschraubt
Ärgerlich: Ausgerechnet an diesem Tag krachte 7.40 Uhr ein BMW auf einen weiteren BMW und schob diesen auf der Marienbrücke auf einen Caddy. Gab es nur drei Leichtverletzte, allerdings war nun auch diese Brücke am Morgen nur noch schwer passierbar.
12.35 Uhr war die Kontrolle schließlich abgeschlossen und Sprengmeister Thomas Zowalla (48) konnte an die Arbeit gehen:
Mit Kontaktspray WD40 und Drahtbürste lockerte er den Zünder, innerhalb von zwei Minuten war dann der Zünder aus der Bombe geschraubt, 13.03 Uhr der Sprengsatz entschärft.
"Wir haben den Vorteil bei englischen Bomben, die Zünder sind aus Messing", so Zowalla.
"Das heißt, er korrodiert recht wenig und die Beschädigungen waren nicht zu groß. Die Entschärfung lief routinemäßig ab."
13.30 Uhr wurden die Sperren und Evakuierungen aufgehoben
Amerikanische Bomben mit ihren Eisenzündern seien da schwieriger.
Trotzdem war das TNT in dem Sprengsatz noch gefährlich, hätte Splitter bis in 1000 Meter Entfernung schleudern können.
Das geschah glücklicherweise nicht: 13.30 Uhr hob die Polizei die letzten Sperren auf und alle konnten zurück in ihre Wohnungen.
Neben den Polizisten waren noch 43 Kräfte der Dresdner Stadtteilfeuerwehren, 76 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie 92 medizinische Einsatzkräfte beteiligt. 40 Mitarbeiter des Gemeindlichen Vollzugsdienstes unterstützten, 20 Mitarbeiter kümmerten sich um das Bürgertelefon.
Titelfoto: Robert Michael/dpa