Hinter dieser Plane verbirgt sich Dresdens größter Bibel-Comic
Dresden - Seit 1986 wird das im Krieg zerstörte Residenzschloss wieder aufgebaut, aufwendig restauriert. Nun steht im Großen Schlosshof eine der schwierigsten Arbeiten vor der Vollendung: die letzten Gemälde, Bibel-Szenen nach historischem Vorbild, werden auf der Rückwand des mehrstöckigen Altans aufgetragen - Dresdens schönste Loggia erstrahlt bald in altem Glanz.
Für die Restaurierung lernten die sieben beteiligten Künstler teils alte Techniken neu, begaben sich dafür in Italien auf die Spuren der alten Meister, schauten sich Fresken im Dom von Parma an.
Die werden mit einer besonderen Maltechnik erstellt: Farben werden auf frischen Kalkputz an die Wand aufgetragen. Ist der Putz erstmal trocken, würden die Farben nicht mehr richtig einziehen.
Die Maler und Restauratoren arbeiten sich darum seit 2019 Stück für Stück voran.
"Mal schaffen wir einen Kopf, mal ein Gewand pro Tag, arbeiten von Früh bis nach Mitternacht. Wir müssen die Teil-Arbeiten immer schaffen, solange der von uns frisch aufgetragene Putz noch feucht ist", erklärt Restaurator Matthias Zahn (61), der für die beteiligten Künstler spricht.
Für die Dresdner Restauratorin Sabine Posselt (54) sind die Arbeiten ein Höhepunkt, den man nur einmal erlebe.
Fresken wurden Mitte des 16. Jahrhunderts angefertigt
Denn die Wiederherstellung von Renaissance-Fresken ist selten, vor allem in dieser Größe. Schon 2015 begannen die Vorbereitungen.
Wie die drei Fresken nach ihrer Anfertigung Mitte des 16. Jahrhunderts ausgesehen hatten, zeigen auch Kupferstiche und Öl-Gemälde.
Die Künstler fertigten Modelle, malten die biblischen Motive in voller Größe auf Karton auf. Für die Übertragung auf die Fassade nutzen sie auch Transparentpapier, ziehen vorm Bemalen mit Pinselrücken Linien in den Putz.
"Wie ein Schnittmuster beim Nähen", sagt Finanzminister Hartmut Vorjohann (60, CDU).
Bis September wollen die Künstler die letzte der drei Fresken fertigstellen.
Sie zeigt den (ungläubigen) Saulus, der zum christlichen Paulus bekehrt wurde - eine Anspielung auf den Wechsel von Kurfürst Moritz von Sachsen (1521-1553) von der Seite des Katholizismus zum Protestantismus.
Die Fassaden- und Hofarbeiten kosten rund 13 Millionen Euro. Insgesamt flossen bereits über 390 Millionen Euro in die Schloss-Sanierung.
Titelfoto: Norbert Neumann