Hausbesuch im Lingnerschloss: So geht's nach der Pleite weiter

Dresden - Förderverein pleite, Insolvenzverfahren, Notbetrieb: Viele Dresdner sind verunsichert, ob sie Lingnerschloss, Park und Gaststätte überhaupt noch besuchen können, so wie es der einstige Bewohner Karl August Lingner (1861-1916) wünschte. TAG24 besuchte am Mittwoch das "Schloss für alle".

Lingnerterrassen-Geschäftsführer David Howanski (34) freut sich auf Gäste, hat weiterhin (außer Montag und Dienstag) geöffnet.
Lingnerterrassen-Geschäftsführer David Howanski (34) freut sich auf Gäste, hat weiterhin (außer Montag und Dienstag) geöffnet.  © Eric Münch

Es regnet in Strömen, kaum ein Besucher läuft am Vormittag durch den Park, der um Schloss und Weinberg verläuft. Offen und rund um die Uhr zugänglich ist das Areal weiterhin - und soll es auch künftig bleiben. Wer sich nach einem Spaziergang stärken will, kann das auch weiter im eigenständigen Restaurant "Lingnerterrassen" mit Gewölbekeller tun.

"Wir haben geöffnet!", betont Geschäftsführer David Howanski (34). Außerdem öffnet bei mildem Wetter auch der Biergarten, wo es neben Pils (0,4 Liter für 4,40 Euro) auch das traditionell günstige "Lingner-Getränk" (Wasser mit Holunderblüten-Sirup; 0,4 Liter für 2 Euro) gibt (nur kurzfristig wegen eines Sirup-Engpasses nicht).

Und auch das fast vollständig über den Förderverein sanierte Schloss bleibt kostenfrei erlebbar. Es ist aber nicht mehr an vier Tagen pro Woche geöffnet, sondern nur noch am Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

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Dann stehen ehrenamtliche Kräfte des Fördervereins für Fragen und Führungen bereit, zeigen das Lingner-Museum im Salon, den Sternensaal mit Kunst-Ausstellung.

Betrieb kann vorerst nur bis Ende April so weiter geführt werden

Besucher willkommen: Das Lingnerschloss mit Park und Restaurant ist weiter öffentlich zugänglich.
Besucher willkommen: Das Lingnerschloss mit Park und Restaurant ist weiter öffentlich zugänglich.  © Eric Münch
TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40) genießt den einmaligen Blick von der Dachterrasse aufs Elbtal.
TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40) genießt den einmaligen Blick von der Dachterrasse aufs Elbtal.  © Eric Münch
Der Besuch des Sternensaals mit Kunst-Ausstellung ist am Wochenende sogar kostenfrei möglich.
Der Besuch des Sternensaals mit Kunst-Ausstellung ist am Wochenende sogar kostenfrei möglich.  © Eric Münch

"Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, dass das Schloss ein öffentlich begehbares Haus im Sinne Lingners bleibt", sagt Ines Eschler (63) vom Vereinsvorstand.

Mit einem Pool aus rund 60 Ehrenamtlern hält der Verein auch die (kostenpflichtigen) Schloss-Veranstaltungen wie gewohnt am Laufen: die allwöchentliche Freitagsreihe (Vorträge mit musikalischer Untermalung), das Kinderkino (immer sonntags), Clubkino (unregelmäßig) oder auch Sonderevents wie eine Benefiz-Kunstauktion (10. März).

Drei Euro kostet der Besuch der Dachterrasse mit einmaligem Blick über Dresden. Darüber hinaus vermietet das Schloss auch weiter Säle für Feiern von Firmen und Familien sowie Tagungen.

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Aber: Der Betrieb kann vorerst nur bis Ende April so weiter geführt werden, teilt ein Sprecher des Insolvenzverwalters mit. Wie es danach weiter geht, werde im Laufe des Verfahrens entschieden. Heißt: Ob Veranstaltungen ab Mai stattfinden können, ist unklar. Auch Heiraten im Schloss ist vorerst nicht mehr möglich.

Das Vermächtnis des "Odol"-Königs

Karl August Lingner lebte von 1908 bis 1916 im Lingnerschloss, vermachte sein Anwesen der Stadt unter Auflagen. Als Unternehmer produzierte er ab 1892 das Mundwasser "Odol", wurde damit reich.
Karl August Lingner lebte von 1908 bis 1916 im Lingnerschloss, vermachte sein Anwesen der Stadt unter Auflagen. Als Unternehmer produzierte er ab 1892 das Mundwasser "Odol", wurde damit reich.  © Bildmontage: Eric Münch, IMAGO/Gemini Collection

Karl August Lingner wurde 1861 in Magdeburg geboren, starb 1916 in Berlin nach einer Zungenkrebsoperation.

Viele Jahre lebte er teils mittellos in Dresden. Den Durchbruch schaffte er mit seiner Mundwasser-Erfindung "Odol", das ihm dann ein Millionenvermögen einbrachte.

Darum konnte er 1906 das damals noch Villa Stockhausen (ab 1850 erbaut) genannte Anwesen am Loschwitzer Elbhang kaufen. In seinem Testament vermachte er es der Stadt "zum Besten von Dresden und Umgebung".

So sollte die gesamte Bevölkerung "die Schönheit dieser herrlichen, in Europa einzigartigen Lage genießen können". Auch sollte es "kein Etablissement für nur reiche Leute" sein.

In Erfüllung seines letzten Willens wird bis heute ein wechselndes alkoholfreies Getränk günstig angeboten (siehe oben).

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

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