Grüne fordern: Stadt soll Wochenmärkte wieder selbst betreiben
Dresden - Frische und regionale Lebensmittel können Dresdner auf zwölf Wochenmärkten einkaufen. Deren Betrieb hat das Rathaus allerdings in fremde Hände abgegeben, was der Entwicklung auch von attraktiven Marktplätzen schade, sagen die Grünen. Sie fordern, dass die Stadt sich wieder selbst darum kümmert.

Kohlrabi, Eierschecke, Gürtel: Nur vier Händler boten am gestrigen Mittwoch am Prohliser Jacob-Winter-Platz eine halbe Stunde nach Öffnung ihre Waren feil, darunter zwei Bäcker. Zwei Stände kamen dann noch hinzu, doch die Lücken zwischen den Buden auf dem steinernen Parkplatz bleiben.
"Es gibt viel weniger Händler als früher", erinnert sich Besucherin Elke Kuhnt (60). "Wir würden uns über eine Belebung des Marktes freuen. Da muss ich für frische Lebensmittel auch nicht immer in die Stadt rammeln." Einst hätten die Händler hier in Zweierreihen gestanden, sagt ein älterer Prohliser. Nun gebe es nicht mal mehr einen Fleischer.
Seit 30 Jahren handelt Jawed Scheema (58) mit Kleidung, Gürteln, Lederwaren. "Das Geschäft hier am Platz ist schwierig. Ist ja fast leer. Ich zahle rund 30 Euro Gebühren, nehme 90 Euro ein. Das reicht nicht", klagt er.
Eine Kundin freut sich, dass "wenigstens der Pole wieder da" ist, die Kartoffeln seien spitze. Auch Renate Eisold (82) kommt regelmäßig. "Und gerne! Auch, wenn nicht viel los ist. Schön wären ein paar Sitzbänke."



Rekommunalisierung statt Privatisierung

Doch um eine Gestaltung oder Aufwertung der Marktplätze muss sich der Betreiber nicht kümmern. Seit 2009 vergibt die Stadt eine mehrjährige Konzession an die Deutsche Marktgilde (Sitz in Hessen, aktiv an 112 Standorten), sammelte so zuletzt rund 233.000 Euro im Jahr ein.
"Würde Dresden wie so viele andere Städte die Märkte selbst betreiben, könnten wir mehr Geld einnehmen und davon auch Märkte und Plätze attraktiver gestalten", sagt Stadtrat Torsten Schulze (55, Grüne).
Allein die Umsätze der Händler beliefen sich auf rund eine halbe Million Euro jährlich. Bänke, Bäume (Schatten) und Radbügel (mit Ladestation) würden die teils heruntergewirtschafteten Plätze und Stadtteile beleben. "Dass wir unser Marktrecht privatisiert haben, ist ein Unding", fordert Schulze die Rekommunalisierung.

Laut Rathaus mache das aber Personalzuwachs erforderlich, was eine "wirtschaftliche Betreibung fraglich erscheinen lässt". Die Marktgilde konnte sich inhaltlich zunächst nicht näher äußern. Das letzte Wort hat der Stadtrat.
Titelfoto: Fotomontage: Norbert Neumann