Wunderwerk der Technik: Unter einer Gartensparte in Leuben verbirgt sich etwas Erstaunliches
Dresden - Wunderwerk der Technik und weltweit einzigartig: Seit nunmehr genau 30 Jahren versteckt sich unter der Kleingartenanlage am Lockwitzbachweg (Leuben) ein sogenannter Drehbogen.
Damit ist ein marineblaues, acht Meter langes Stahlrohr gemeint.
Die in der Mitte gekrümmte Armatur kann über ein Zahnrad mit Elektromotor auf bis zu 90 Grad angehoben werden. Je nach Winkelmaß stauen sich dann im Schacht vor dem Bogen bis zu 1300 Kubikmeter Abwasser an.
Das entspricht 65 Prozent der Füllmenge eines Hallenschwimmbeckens.
Die Konstruktion erfüllt mehrere Zwecke. Zum einen wirkt der Drehbogen bei starken Regenfällen wie ein unterirdisches Rückhaltebecken, eine Art Mini-Staudamm.
Der Drehbogen von Leuben ist weltweit einzigartig
Durch das Aufrichten des Stahlrohrs verringert sich der Wasserdurchfluss. Dadurch verhindern die Wassertechniker am anderen Ende des Netzes eine Überforderung der Kläranlage in Kaditz.
Zum anderen wird das Wasser auch über Nacht automatisch aufgestaut. Durch die anschließende Absenkung des Rohres entsteht eine Welle, die knapp 700 Meter des Kanalnetzes reinigt. "Schwallspülung" nennen das Fachleute.
"Dadurch müssen wir auf dem Abschnitt bis zur Österreicher Straße so gut wie kein Personal oder Fahrzeuge einsetzen", erklärt Thomas Würfel (58), Teamleiter Abwasserableitung bei der Stadtentwässerung.
Ein Hamburger Ingenieurbüro entwickelte den Drehbogen. Über Dresdens Städtepartnerschaft mit der norddeutschen Metropole wurde dieser am 5. April 1994 nahe der Kleingartenanlage in Leuben eingesetzt. Hohe Baukosten und der Flächenbedarf für das unterirdische Bauwerk verhinderten bislang den weltweiten Durchbruch.
Teamleiter Würfel schätzt die Konstruktion trotzdem: "Der Drehbogen funktioniert seit drei Jahrzehnten reibungslos." Er ist wartungsarm und bleibt, im Gegensatz zu den üblicherweise eingesetzten Plattenschiebern, verstopfungsfrei und sauber.
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann