Geplatzter Traum? Darum hat das Carbonhaus der TU nach wenigen Monaten schon Risse
Dresden - Er soll DER Baustoff der Zukunft sein: Der in Dresden entwickelte Carbon-Beton. Was damit alles möglich ist, zeigt seit September der CUBE genannte Bau an der Ecke Einsteinstraße/Zellescher Weg. Wer daran vorbeigeht, kann allerdings ins Zweifeln kommen. Denn schon nach wenigen Monaten ziehen sich Risse durch den Wunder-Beton. Wurde also beim Bau gepfuscht? Nein!
"Die Risse sind ganz normal", erklärt CUBE-Oberbauleiter Matthias Tietze (44). Denn Beton als Verbundwerkstoff reißt unter Last immer. "Deshalb ist ja eine Bewehrung drin, die alles zusammenhält", so Tietze.
Die Risse seien nur ein optisches Problem, das man beheben könne. Beim CUBE soll das aber nicht passieren, und zwar aus gutem Grund: "Wir wollen zeigen, dass selbst so was dem Bauwerk auf Dauer nichts anhaben kann."
Tietze betont, dass man bewusst die Grenzen des Machbaren auslote. "Beim Stahlbeton baut man alle sechs Meter eine Dehnfuge, damit nur kleine Risse entstehen. Die Schale des CUBE ist 42 Meter lang."
Anders als bei Bewehrungen aus Stahl, die durch eindringendes Wasser anfangen zu rosten, sollen Regen und Frost der Bewehrung aus Carbon nichts anhaben. Das sei vorher alles getestet worden.
Deshalb sollen Brücken, die aus Carbon- statt Stahlbeton gebaut wurden, auch 200 Jahre halten und nicht nur 70 bis 80 Jahre.
Damit es im Inneren des Bauwerks nicht nass wird, wurde unter der Betonschicht übrigens eine spezielle Schicht zur Abdichtung eingebaut, die das Wasser ableitet.
So will man am CUBE auf dem Dresdner Fritz-Förster-Platz über die Risse aufklären
Die Erkenntnisse, die in den nächsten Jahren beim CUBE gewonnen werden, sollen dabei helfen, um das Material weiterzuentwickeln. Aber was ist mit den Passanten, die vor dem Bau stehen und sich über die Risse wundern?
"Vielleicht stellen wir eine Schautafel auf, um den Prozess zu erklären", sagt Tietze.
Titelfoto: Petra Hornig