Gemeinde trifft sich regelmäßig in Hinterhof-Tempel: Zu Gast bei Dresdens Sikhs

Dresden - Jeder hat eine Meinung zur Kirche. Viele Bürger beteiligen sich an der aktuellen Diskussion über Sinn und Unsinn einer weiteren Moschee in Dresden. Aber über die Glaubensgemeinschaft der Dresdner Sikhs weiß fast niemand etwas zu sagen. Dabei geben die sich ausgesprochen offen.

Baljeet Singh Bhullar (58) ist eines der fünf Gründungsmitglieder der Dresdner Sikh-Gemeinde. Hier zu sehen im Gebetsraum, in dem man sich auch nur für ein paar Minuten aufhalten darf.  © Norbert Neumann

"Die Türen zu unserem Tempel stehen für jeden Menschen offen", so die herzliche Einladung von Baljeet Singh Bhullar (58), dem Vereinsvorstand der Dresdner Sikhs.

Deren Tempel, Gurudwara genannt, liegt in einem Hinterhof der Rankestraße in Pieschen. Schon von Weitem hört man am Sonntagmorgen den Gesang der Frauen.

Im Inneren der Fabrikhalle werden wir freundlich in Empfang genommen: "Bitte zieht die Schuhe aus und bindet das Tuch über den Kopf, wir essen erst mal etwas", so Bhullar herzlich.

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Der Gesang aus dem Gebetsraum im oberen Stockwerk wird über Lautsprecher übertragen. Wir hocken auf dem Boden. Paniertes Gemüse und Brot auf einem Teller werden mit einer Tasse Tee gereicht.

"Menschen begegnen einander unten, nicht oben. Deshalb essen wir auf dem Boden miteinander", erklärt Bhullar.

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Bhullar: "Als Sikh gilt jemand, der Schutz und Rat geben kann"

Baljeet Singh Bhullar im Gespräch mit TAG24-Redakteur Jakob Anders (41) im Essensraum der Gemeinde.  © Norbert Neumann

Nach dem Essen waschen wir die Hände und gehen zum Gebet ins erste Stockwerk. Rund 60 Gläubige beten hier.

Der Guru schwingt am Altar einen Fächer, zwei Frauen singen zum Rhythmus, den ein Mann am Schlagwerk spielt. Nach einer Verbeugung vor dem Guru, bei der die Stirn den Boden berührt, setzen wir uns auf die linke Seite zu den Männern.

"Männer und Frauen sind bei uns in einem Raum, aber getrennt. Die Kinder können sitzen oder liegen, wo sie wollen", erklärt Bhullar mit einem Lächeln.

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Unterdessen entspanntes Kommen und Gehen der Gemeinde, während der Gottesdienst läuft.

Baljeet Singh Bhullar ist ein "Keshdari" - jemand, der seine Haare nicht schneidet. Neben diesem Element erfüllt er weitere vier Merkmale eines orthodoxen Sikh: Er trägt einen Kamm im Haar, einen Turban, einen Armreif aus Kupfer sowie eine rituelle Hose und ein Messer.

"Als Sikh gilt jemand, der Schutz und Rat geben kann", erklärt Bhullar die symbolische Waffe am Gürtel.

Im Gebetsraum beten die Frauen rechts, die Männer links. Die Kinder bewegen sich frei zwischen den Gruppen oder schlafen in der herzlichen Atmosphäre auf dem Boden.  © Norbert Neumann

Die Sikh-Religion entstand im 15. Jahrhundert in Indien. Die Anhänger glauben an einen (!) Gott ohne Gestalt und Geschlecht. Die Dresdner Sikh-Gemeinde wurde 2013 gegründet, umfasst rund 500 Mitglieder.

"Schaut zwischen 9 und 16 Uhr vorbei, um gemeinsam zu essen. Niemand muss beten, wenn er nicht will", wiederholt Bhullar seine herzliche Einladung an alle Interessierten.

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