Gebührenschock auf Striezelmarkt: Jetzt wird das Programm gekürzt
Dresden - Der Striezelmarkt ohne weihnachtliche Musik? Unvorstellbar! Doch bereits in der vergangenen Adventszeit verstummten die festlichen Klänge für mehrere Stunden. Mit einem "Tag der Stille" hatten Striezelmarkt und Co. gegen eine drohende Gebühren-Explosion der Musik-Verwertungsgesellschaft GEMA protestiert. Gebracht hat das wenig: Damit sich die Gebühren nicht verzehnfachen, stutzt das Rathaus jetzt Musik- und Bühnenprogramm zusammen.
Na, das ist ja 'ne schöne Bescherung! Das Rathaus sieht sich gezwungen, gravierende Einschnitte vorzunehmen, um eine Kostenexplosion zu vermeiden.
"So wird es an bestimmten Tagen nur ein eingeschränktes Musikprogramm geben, insbesondere werden die Live-Auftritte unter der Woche reduziert und es wird verstärkt auf lizenzfreie Werke gesetzt", teilte die Verwaltung mit. Nur so könne man die Gebührenlast überschaubar halten.
Hintergrund ist ein seit Jahren tobender Streit zwischen GEMA und Weihnachtsmarkt-Betreibern. So hatte die Musik-Verwertungsgesellschaft ihren Gebührentarif viele Jahre teils kulant angewendet, laut Rathaus lediglich die beschallte Fläche als Abrechnungsbasis herangezogen.
GEMA-Gebühren sollen bei 55.000 Euro liegen
Nach der Corona-Krise zählt nun aber die gesamte Veranstaltungsfläche, der Platz für Buden und Bühnen wird nicht mehr davon abgezogen.
Die Folge: Statt der bisher gezahlten 5000 bis 10.000 Euro würden über 55.000 Euro auf den Striezelmarkt zukommen.
"Die jetzt aufgerufenen GEMA-Gebühren übersteigen ein Vielfaches dessen, was an Gagen für die Künstler gezahlt wird", so ein Stadtsprecher.
Denn für die GEMA spiele es keine Rolle, ob ein Laienchor oder eine professionelle Band auf dem Striezelmarkt spielt. Entscheidend sei nur, ob es sich um urheberrechtlich geschützte oder lizenzpflichtige Werke handelt.
Live-Programm wird zusammengestrichen
In den vergangenen beiden Jahren drückte die GEMA noch ein Auge zu, doch jetzt nicht mehr, Verhandlungen mit dem Deutschen Städtetag blieben ergebnislos. Laut Rathaus ist das für die Weihnachtsmärkte "ein schwerer Schlag".
"Die Weihnachtstradition, die fest mit weihnachtlichen Klängen und Liedern verbunden ist, gerät durch diese Gebührenpolitik in Gefahr", so ein Sprecher.
Bereits jetzt hätten viele Weihnachtsmarkt-Veranstalter die Abschaffung der Kulturbühnen angekündigt, mindestens das Live-Programm spürbar zusammengestrichen. Das sei für die Künstler wie für Besucher gleichermaßen ein Verlust.
Titelfoto: Montage: IMAGO/Sylvio Dittrich, Steffen Füssel