Einzigartiges Projekt: In Dresdens Nachtcafés sind alle willkommen!
Von Jasmin Beisiegel, Erik Töpfer
Dresden - Seit bald 30 Jahren öffnen Kirchengemeinden in der sächsischen Landeshauptstadt während der kalten Monate ihre Türen für Wohnungslose. In dieser Form ist das Angebot einzigartig.
Im Gemeindehaus der Loschwitzer Kirche herrscht reges Treiben. Von November bis März findet hier jede Woche das Nachtcafé statt.
Die Gemeinde öffnet ihre Räume und bietet Wohnungslosen einen Übernachtungsplatz an, gegessen wird im Speisesaal gegenüber.
Sieben Dresdner Kirchen beteiligen sich an dem Projekt, jeden Wochentag eine andere. Einlass ist jeweils um 19 Uhr. Die 25 Übernachtungsplätze, die es in jedem Nachtcafé gibt, füllen sich dann meist schnell.
Vor Ort bekommen die Gäste eine warme Mahlzeit und ein Frühstück, können duschen, ihre Wäsche waschen. Eine medizinische Grundversorgung wird auch geleistet.
Die Gäste tauschen sich über ihre Erfahrungen aus oder suchen Rat von Helfern vor Ort. Etwa 250 Helfer betreuen mehr als 3000 Gäste pro Saison.
Jeder, der am Eingang 1 Euro bezahlt, darf reinkommen
Seit 29 Jahren werden die Nachtcafés als Ergänzung zu den städtischen Obdachlosenunterkünften angeboten. Entwickelt wurde die Idee von Studierenden der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit.
Das erste Nachtcafé öffnete am 5. November 1995 in der Dreikönigskirche.
Es ist ein einzigartiges Konzept, wie Gerd Grabowski vom Koordinierungskreis erzählt. "Es gibt keine andere Stadt in Deutschland, in der sieben Kirchen ihre Gemeinderäume den Obdachlosen und Bedürftigen in dieser Zeit von November bis März zur Verfügung stellen."
Willkommen sind in den Nachtcafés alle. "Wir wollen keinen Ausweis sehen oder wissen, welcher Ethnie jemand angehört, ob er in der Kirche ist oder nicht." Wer am Eingang einen Euro bezahlt, darf reinkommen. Bei Problemen unterstütze die Polizei, im Gegenzug können die Beamten aufgegriffene Wohnungslose zu den Nachtcafés bringen, solange sie nicht zu alkoholisiert sind.
Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden.
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa (2)