Einsturzgefahr an der Budapester Straße: 122 Sensoren überwachen diese Brücke

Dresden - Die Brücke Budapester Straße (Baujahr 1967) ist eines der Sorgenkinder unter Dresdens Querungsbauwerken. Als Spannbetonbrücke und "Schwester" der Carolabrücke wird sie seit November rund um die Uhr überwacht. Doch das Verfahren ist teuer - und wird sich in die Länge ziehen.

Führt über Straßen und Gleise: Wie die Carolabrücke wurde auch die Brücke Budapester Straße mit Spannstahl aus dem ehemaligen VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf (DDR-Bezirk Potsdam, heute Brandenburg) errichtet.  © Holm Helis

Wie aus einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Vorlage hervorgeht, rechnen die Prüfer der Stadt mit einer Überwachungsdauer von drei Jahren.

122 Sensoren sind an der Brücke angebracht, um in das Bauwerk hineinzuhorchen und Bewegungen im Spannstahl (etwa durch Spannungsrisskorrosion) festzustellen. Schallemissionsmessung nennen das Fachleute.

Zwar hätten die Untersuchungen der vergangenen drei Monate keine alarmierenden Werte erfasst, sagte Stadtsprecher Alexander Buchmann (37) zu TAG24.

Dresden Lokal Polizei-Hubschrauber kreist über Dresden: Was war da los?

Doch ein Blick in die Vorlage offenbart. Demnach würde sich ohne die Messungen ein Versagen des Tragwerks über den Schienen von DVB und Deutscher Bahn "nicht oder erst kurz vor dem Einsturz ankündigen".

Die verbleibende Zeit würde also nicht mehr ausreichen, um Autos, Straßenbahnen und Züge rechtzeitig zu stoppen! Umfangreiche Messungen seien für einen Weiterbetrieb der Brücke deshalb zwingend geboten.

Anzeige
122 Sensoren für eine Schallemissionsmessung sollen Schäden im Inneren der Brücke feststellen.  © Tüv Süd / Eva Hartmann
Schon Ende November waren Mitarbeiter vom Ingenieurbüro "Marx Krontal Partner" an der Budapester zugange. (Archivfoto)  © imago/Sylvio Dittrich
Mit 850 Metern Länge und zwei Richtungsfahrbahnen (jeweils zwei Autospuren) bildet die Brücke die Grenze zwischen Wilsdruffer und Seevorstadt.  © Holm Helis
Sowohl die Bahnen der DVB als auch der Deutschen Bahn und der Autoverkehr rollen unter der Brücke.  © Holm Helis
Baupolitiker Thomas Ladzinski (35, AfD).  © Petra Hornig
Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) beauftragte erneut das Büro von TU-Brücken-Experte Steffen Marx (55).  © Eric Münch
Wird nun in abgespeckter Variante gestaltet: Vorplatz des Stadtforums am Ferdinandplatz.  © Holm Helis

"Können uns keine zweite Carolabrücke leisten" - AfD will bei Bürgerforum sparen

Bereits 2019 wurde vor Ort Messtechnik an ausgewählten Stellen installiert.

Doch der Kollaps der Carolabrücke am 11. September und die gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau zwangen die Verantwortlichen zu einer Neubewertung der Situation. Um Schlimmeres zu verhindern, muss die Stadt nun knapp 1,7 Millionen Euro in die Hand nehmen. Unter diese Summe fallen auch Messverfahren, die äußere Rissbildungen am Bauwerk feststellen sollen.

Gespart werden soll dafür bei der Gestaltung des Vorplatzes am neuen Stadtforum (Brunnen, Naturstein, Baumpflanzungen). "Die Sicherheit der Menschen hat Vorrang. Wir können uns keine zweite Carolabrücke leisten", ordnete Baupolitiker und AfD-Fraktions-Chef Thomas Ladzinski (35) die Maßnahme ein.

Der von Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) beauftragte Dienstleister ist ein bekanntes Gesicht: TU-Professor Steffen Marx (55) und sein Ingenieurbüro, das auch die Untersuchungen zur Carolabrücke durchführte, sind zuständig.

Mehr zum Thema Dresden Lokal: