Dresdner Schulen in Papier-Not: Material zum Kopieren zu teuer!
Dresden - Krieg, Energie-Krise, Inflation: Nicht nur die Dresdner spüren die Preissteigerungen in fast allen Lebensbereichen. Auch die Schulen sind betroffen! So geriet etwa eine Grundschule in Strehlen in Papier-Not.
Zwar sanken die Papierpreise im Großhandel zuletzt etwas, sie liegen aber immer noch höher als im Vorjahr. "Druck- und Kopierpapier sind jetzt sogar so teuer geworden, dass sich die Schulleitung nicht mehr in der Lage sieht, den Einkauf ausreichender Mengen für die Bedarfe des Lehrpersonals und unserer Kinder kostentechnisch abzudecken", informierte die Elternratssprecherin der 47. Grundschule, Gritt Wiening (47), die Mütter und Väter der 314 Schüler.
Der Schulelternrat bat um Papierspenden. "Damit könnten die Schüler weiterhin alle notwendigen Ausdrucke zu Lern- und Unterhaltungszwecken erhalten und müssten keine Einschränkungen erfahren."
Binnen weniger Tage brachten die Eltern so viel Papier mit in die Schule, dass der befürchtete Engpass mit vereinten Kräften abgewendet wurde.
"Das hat auch die Lehrer beeindruckt, sie sehen es auch als Zeichen der Wertschätzung ihrer Arbeit", dankt die Elternratssprecherin noch mal allen Helfern.
Eltern sollen immer öfter für Schulmaterialien bezahlen
Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (53, CDU) bezeichnet die Preisanstiege "bei Papier und anderen Produkten" als "große Herausforderung". Jede Schule habe ihren individuellen Verbrauch, der durch das eigene Budget bezahlt wird.
Aktuell werde an einer Anpassung des Schulbudgets gearbeitet, die Höhe weiterer Freigaben geprüft. Dabei werde man aber von der Haushaltssperre "stark beeinflusst", so Donhauser.
Die Frage, wie viele weitere Schulen Probleme bei der Papierbeschaffung haben, beantwortet der Bürgermeister nicht.
"Auch wir hören aus verschiedenen Schulen, dass die Ausgaben immer schwieriger geleistet werden können", sagt der Vorsitzende des Kreiselternrates, Achim Horeni (47).
"Mittlerweile wird für immer mehr schulische Bereiche die Unterstützung der Eltern oder des Fördervereins erbeten."
So habe eine Grundschule kürzlich eine Umlage eingeführt, um Tonpapier fürs Basteln in Werken oder im Kunstunterricht zu bezahlen. An einer anderen Schule musste der Förderverein mehrere LTE-WLAN-Stationen kaufen.
Zur Kasse? Bitte nicht!
Kommentar von Hermann Tydecks
Na, erinnert Ihr Euch auch noch an Eure Schulzeit zurück? Ich weiß noch, wie meine Klassenlehrerin regelmäßig Kopier-Geld von allen Schülern einsammelte. Ich hoffe, Ihr seid dabei nie in Verlegenheit gekommen und Eure Eltern hatten immer das nötige "Kleingeld" parat. Leider war das nicht bei allen Kindern und Jugendlichen der Fall.
Auch darum fällte das Oberverwaltungsgericht Bautzen 2012 ein Grundsatzurteil zur Lernmittelfreiheit. Eltern müssen für ihre Kinder an öffentlichen Schulen keine Kopierkosten zahlen!
Es ist Aufgabe der Schulträger oder Kommunen. Schulbücher, Kopien und Arbeitshefte sind kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Auch Taschenrechner, die wirklich eine Stange Geld kosten, zählen dazu. So steht es heute im Sächsischen Schulgesetz.
Selbstverständlich ist das nicht. Die Mehrheit der Bundesländer stellt etwa Schulbücher nicht kostenlos zur Verfügung. Ich finde die sächsische Regelung aber sehr wichtig. Denn wenn Kinder aus sozial schwächergestellten Familien schon Abstriche bei Kleidung oder Schulessen ertragen müssen, dann sollen sie wenigstens beim Schulmaterial die gleichen Voraussetzungen haben wie Kinder aus bessergestellten Haushalten!
Insofern ist es auch bedenklich, wenn Eltern immer öfter "indirekt" zur Kasse gebeten werden, etwa durch wiederholte Spendenaufrufe - vor allem, wenn auf diese noch mit Nachdruck immer wieder hingewiesen wird. Auch in Kitas ist das häufig zu beobachten.
Zumal Eltern selbst mit Inflation und Co. kämpfen müssen. Und Ranzen, Sportzeug, Blöcke, Stifte und Co. müssen die Schüler trotz Lernmittelfreiheit selbst finanzieren - das kostet schon genug.
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