Radfahrer ignorieren Verbot auf Hauptstraße: Reaktion von Polizei verwundert
Dresden - Nachdem das Rathaus vor vier Wochen die Hauptstraße in Dresden für Radfahrer gesperrt hatte, hielten sich die wenigsten dran, radelten weiter die Flaniermeile entlang. Vergangene Woche eröffnete dort der Augustusmarkt - der eigentliche Grund für die Sperrung. Trotz vieler Besucher schlängeln sich jedoch noch immer massenweise Radfahrer durch die Passage.
Am heutigen Donnerstag zählte eine Stadtratsfraktion die Verstöße.
Klick, klick, klick: Pro Minute fuhren drei bis vier Radler allein auf der westlichen Seite der Hauptstraße entlang, wie Kräfte der Fraktion Team Zastrow (TZ) mittels Handzähler erfassten.
Insgesamt waren es zwischen 14 und 15 Uhr knapp 200 Radler, die sich nicht ans Verbot hielten. "Ich habe hier selbst schon genug gefährliche Situationen erlebt, auch mit Kindern", sagt TZ-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Blümel (59), der selbst mitzählte.
"Wenn sie nur langsam fahren würden", ärgert sich eine Seniorin (77) mit Rollator. Das tut zwar die Mehrheit, aber eben längst nicht alle. "Wusste ich gar nicht", "ist doch nicht mehr los als sonst auch", geben mehrere Radfahrer vor Ort gegenüber TAG24 an.
Ex-Stadtrat Blümel kritisiert: "Das ist zweierlei Maß"
Als Grund fürs Verbot nannte das Rathaus "Verkehrssicherheit". Es gilt bis zum Abbau des Augustusmarktes (den TZ-Fraktionschef Holger Zastrow betreibt) am 11. Januar.
"An vielen Orten gibt es Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt. Aber hier scheinen die Verstöße niemanden zu interessieren", kritisiert Blümel.
Er beobachtete zwar Kräfte des Ordnungsamtes vor Ort, wie sie Knöllchen verteilten - allerdings an Falschparker. "Das ist zweierlei Maß", sagt Blümel.
"Das Ordnungsamt führt mangels Zuständigkeit keine gezielten Kontrollen entlang der Hauptstraße durch. Der präventive Kontrolleinsatz des fließenden Verkehrs obliegt allein dem Polizeivollzugsdienst", teilte ein Rathaus-Sprecher mit.
Reaktion von Polizei verwundert
Laut Polizei liegen aktuell keine Beschwerden hinsichtlich des verbotenen Radfahrens vor. "Seitens der Einsatzbeamten auf den Weihnachtsmärkten wurde der Eindruck, dass an dieser Stelle kein Problem besteht, bestätigt", so ein Sprecher.
Doch dafür müsste den Beamten die Problematik erstmal bekannt sein.
Zwei Polizisten, die am Donnerstag auf dem Mittelstreifen der Hauptstraße patrouillierten, gingen davon aus, dass Radfahren an den Seiten noch erlaubt sei ...
Titelfoto: Norbert Neumann