Aus dem Kinderzimmer in den Stadtrat? Teenager fordert den Papa heraus
Dresden - Mehr als 2000 Dresdner bewerben sich für ein Mandat im Stadtrat, den Ortschaften oder Stadtbezirken. Wesley Lerch ist der Jüngste. Der Elftklässler tritt für die FDP an.
Er ist gerade 18 Jahre alt geworden, wohnt bei seinen Eltern in Zschachwitz, trägt Zahnspange - und will einen Sitz im Stadtrat (Wahlkreis 7) und Stadtbezirksbeirat (Leuben) erobern.
Während seine Freunde Fußball spielen oder Mädels daten, besucht Wesley lieber FDP-Parteitage, Treffen der Jungen Liberalen oder politische Demos wie den CSD.
"Politik ist mein Hobby", sagt der Schüler, der das berufliche Gymnasium am Straßburger Platz besucht und nach dem Abi vielleicht Lehrer (für Mathe und Gemeinschaftskunde) werden möchte.
"Politische Themen spielen eine große Rolle in der Familie, sind oft Thema am Esstisch. Mein Opa ist in der CDU, mein Vater in der SPD."
Wesley Lerch und sein Vater André treten zum Wahlduell an
Zur letzten Bundestagswahl 2021 hatte sich Wesley verschiedene Wahlprogramme angeschaut. "Mir hat die FDP am besten gefallen. Sie steht für starke wirtschaftliche und technologische Freiheit."
Er machte ein Schüler-Praktikum in der FDP-Zentrale, trat in die Partei ein. "Dann wurde ich gefragt, ob ich kandidieren will. Ich sagte Ja, will junge Leute vertreten und meinem Freundeskreis zeigen, dass Politik nicht nur was für alte Leute am Stammtisch ist", sagt Wesley.
"Ich bin für Wahlrecht ab 16 Jahren, die Cannabis-Legalisierung, unterstütze die LGBTQ-Bewegung." Als uncool gilt er nicht, bespricht mit Freunden in den letzten Wochen auch viele Fragen zur Wahl. Auch seine Eltern finden sein Engagement gut. "Sie würden mich nur lieber in der SPD sehen", sagt er schmunzelnd.
Und so kommt es am Sonntag zum Familienduell. Sein Vater, Professor André Lerch (55, TU-Lehrstuhlinhaber), will in Leuben für die SPD ebenfalls in das kleine Stadtteilparlament einziehen.
Titelfoto: Eric Münch