Dresdner Geschichte dank Ebbe sichtbar: Schmuckstück der Carolabrücke aufgetaucht
Dresden - Was liegt denn da verstaubt unter der Brücke? Dort, wo normalerweise die Elbe fließt, offenbart das Niedrigwasser ein rostiges Schmuckstück aus Dresdens Vergangenheit. Was hat es damit auf sich?
Die Carolabrücke - so, wie die Dresdner sie heute kennen - sah einmal anders aus. 1895 wurde die Vorgängerin nach drei Jahren Bauzeit eingeweiht.
Benannt wurde die Brücke nach Sachsens letzter Königin, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp (1833-1907). Und so gern die Gemahlin von König Albert I. Schmuck, etwa in Form von Armbändern, trug, so geschmückt war die nach ihr benannte Elbquerung.
Aufwendige Kunstwerke wurden angebracht: Zu Reiterplastiken aus Sandstein (Triton und Nereide) oder Tafeln aus Bronze gesellte sich auch das Relief aus Gusseisen, welches heute einsam in der Elbe schlummert.
Es hing vermutlich über der Neustädter Seite. In sein nasses Grab gelang es mit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Vor dem Einmarsch der Roten Armee im Mai 1945 wurden vier Brückenbögen durch SS-Einheiten gesprengt. 1952 ließ die Verwaltung die verbliebenen Bögen hochgehen.
Eröffnung der neuen Carolabrücke: DDR-Führung verzichtete auf alte Form
Mit der Eröffnung der neuen Carolabrücke (1971) verzichtete die DDR-Führung auf einen Wiederaufbau in alter Form.
Doch warum liegt das Relief nach mehr als 70 Jahren noch immer im Flussbett?
Wie die Facebook-Plattform "I love Dresden" durch Nachfrage beim Rathaus erfuhr, ist eine Bergung und Konservierung aus Kostengründen nicht vorgesehen. "Das Relief stellt keine Behinderung des Schiffsverkehrs dar", hieß es zudem aus dem Landesamt für Archäologie Sachsen.
Im Netz sorgt das bei vielen Dresdnern für Unverständnis. "Die Bergung ist zu teuer? Aber für ein sündhaft teures neues Rathaus ist erstaunlich viel Geld da", schrieb ein aufgebrachter Nutzer.
Ein anderer sah die Sache nüchterner: "Das will ja sowieso niemand. Also: bergen, einschmelzen, Rohstoffe schonen."
Carolabrücke: Arbeiter müssen bei Optik nachjustieren
Während viele Dresdner bereits in den Sommerurlaub verreist sind, wird aktuell weiterhin bei großer Hitze auf der Carolabrücke geschuftet.
Schon seit Oktober lässt das Straßen- und Tiefbauamt den mittleren Brückenzug B sanieren. Und das, obwohl das Tragwerk der Brücke eigentlich in einem guten Zustand ist.
"Alle 30 Jahre muss man an der Brücke arbeiten. Es geht hier um die klassischen Verschleißteile", erklärt Amtsleiterin Simone Prüfer (58) schmunzelnd.
Also etwa die Erneuerung des Fahrbahnbelags oder von Dichtungen. Auch die sogenannten Brückenkappen (Randbereiche des mittleren Brückenzuges) mit ihren Beleuchtungsmasten und Geländern wurden abgebrochen und werden nun durch frisches Material ersetzt.
Und da die Brücke seit vergangenem Jahr denkmalgeschützt ist, muss nun auch bei der Optik nachjustiert werden. So bekommt das nach außen vorstehende Gesims eine Verzahnung verpasst, die an den Architekturstil aus DDR-Zeiten erinnert.
Bis Ende dieses Jahres möchte die Stadt mit den Bauarbeiten für Zug B fertig sein. "Wir liegen aktuell sehr gut im Zeitplan", berichtet Holger Kalbe (52), Abteilungsleiter für Brückenbauwerke. Kosten der Sanierung: 3,5 Millionen Euro. Ab kommendem Jahr nimmt die Stadt dann den letzten Brückenzug C (elbabwärts) in Angriff.
Titelfoto: Eric Münch