Dresdens vergessenes KZ: Stadträte wollen jetzt endlich an das Lager erinnern!
Dresden - Zwischen Großzschachwitz und Sporbitz im Dresdner Osten liegen Kleingärten, Felder und Werkshallen. Was kaum einer weiß: In der Endphase der NS-Herrschaft wurden dort in einer Außenstelle des Konzentrationslagers (KZ) Flossenbürg bis zu 1000 Verfolgte zur Arbeit gezwungen.
Bereits zu Kaisers Zeiten wurden hier in riesigen, mehrgeschossigen Hallen Mühlen und Maschinen für die Industrie gebaut. Ab 1939 stellte die damalige Eigentümerin MIAG auf dem Gelände an der heutigen Fritz-Schreiter-Straße sukzessive auf die Kriegsproduktion um. So liefen hier später Sturmgeschütze, Panzergetriebe und Geschützlafetten für die Wehrmacht vom Band.
Spätestens ab Oktober 1944 fand die Produktion unter dem massenhaften Einsatz von Zwangsarbeitern statt. Diese kamen aus ganz Europa, waren etwa polnische Juden oder Widerstandskämpfer aus Frankreich. Die Gefangenen wohnten in den kalten und schmutzigen Obergeschossen der Hallen, mussten zum Arbeiten an die Maschinen im Erdgeschoss und dem Keller.
Das KZ Flossenbürg mit Zentrale in der Oberpfalz (Bayern) unterhielt annähernd 80 Außenlager, davon allein acht in Dresden. Kurz nach Kriegsende machten Truppen der Roten Armee die Anlage in Sporbitz dem Erdboden gleich, sprengten auch die vier Produktionshallen.
Das Gros der heute noch stehenden Gebäude wurde erst nach 1945 errichtet.
KZ im Dresdner Osten: Stadträte wollen Gedenkort errichten - Unternehmer äußert Bedenken
Ein Bündnis aus Dissidenten, SPD und Linken im Stadtrat möchte das Schicksal der Arbeiter nun stärker hervorheben, auf dem Gelände einen Gedenkort entwickeln.
"Wir wollen mit dem Antrag dafür sorgen, dass die Spuren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft für kommende Generationen als Mahnung erhalten bleibt", so Stadtrat Johannes Lichdi (60, Dissidenten).
Es gibt aber auch vorsichtige Bedenken, etwa von dem Geschäftsführer eines örtlichen Metallverarbeitungsunternehmens (70 Beschäftigte). Denn innerhalb von zwei Jahren gab es hier zwei Brandanschläge, zuletzt im Februar.
"Ich habe Angst um meine Mitarbeiter und das Unternehmen", erklärte der Firmenchef gegenüber TAG24. "Nach bisherigen Erkenntnissen ergeben sich keine Hinweise auf eine politische Motivation", teilte ein Polizeisprecher mit Blick auf die Ereignisse vom 18. Februar mit.
Die Ermittlungen würden noch andauern. Von den Tätern fehlt bislang offenbar jede Spur.
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