Dresdens starkes Symbol: 13.000 Menschen Hand in Hand
Dresden - Dresden hat mit verschiedenen Veranstaltungen am Dienstag der Bombenopfer und Zerstörung der Stadt vor 79 Jahren gedacht. Zur Menschenkette kamen am Abend in der Innenstadt rund 13.000 Menschen zusammen.
Das Gedenken stand in diesem Jahr auch unter dem Eindruck der weithin als "Kampf gegen rechts" bekannten Demonstrationen und drei anstehender Wahlen.
Darauf machte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (52, FDP) in seiner Rede aufmerksam. Er verdeutlichte, dass es beim Gedenken an den 13. Februar um mehr als nur ein Ritual der Stadtgesellschaft gehe.
"Wenn Tradition die Antwort auf das 'Warum' sein sollte, [...] dann hat die Menschenkette, dann hat unsere gesamte Erinnerungskultur am 13. Februar keinen Wert."
Der OB verwies darauf, dass die Nazis 1933 auf demokratischem Wege an die Macht gekommen waren.
Viele Politiker unter den Leuten in der Menschenkette
Mit Blick auf die überall stattfindenden Demos ergänzte er: "Wir stehen hier, weil es immer mehr politische Extremisten in unserem Land gibt, die unsere demokratische Verfassung in Frage stellen."
Über die Zukunft der Demokratie werde jedoch nicht nur auf Demos und im Gedenken, sondern auch an der Wahlurne entschieden.
TU-Rektorin Ursula Staudinger (64), die als Anmelderin für die Menschenkette fungiert, brachte in der Ansprache den Grund ihrer Teilnahme mit einer prägnanten Formel auf den Punkt: "Nie wieder ist jetzt!"
Neben Staudinger und Hilbert reihten sich weitere Landes- und Kommunalpolitiker in die Menschenkette ein. Darunter waren auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48) und Landtagspräsident Matthias Rößler (69, beide CDU).
"Als Zeichen für den Frieden": Darum sind wir dabei
Chi Ziesmann (32) aus Shanghai (China), wohnt seit 2018 in Dresden: "Ich nehme dieses Jahr zum ersten Mal daran teil, auch als Zeichen für Toleranz und Demokratie. Und mich interessiert sehr, wie die Menschen hier über ihre Geschichte nachdenken."
Claudia Reichel (52) aus Radebeul: "Mir ist es wichtig, mit der Menschenkette an die Opfer zu erinnern. Und als Zeichen für den Frieden. Meine Großmutter wohnte 1945 in der Innenstadt und überlebte nur deshalb, weil sie bei meiner Uroma zum Geburtstag in Wittichenau war."
Anja Hellfritzsch (50) aus Radebeul: "Mir geht dieser Tag sehr nahe. Das Thema Frieden ist aktueller denn je. Ich habe einen Roman mit dem Titel 'Der Theatermann' geschrieben, der sich mit den Ereignissen von damals auseinandersetzt."
Gert Reichel (68) aus Böhlen (bei Leipzig): "Ich bin für die Erinnerung an Dresdens Zerstörung hier. Leider wird das Gedenken oft von den falschen Personen missbraucht. Der braune Ungeist in der Gesellschaft nimmt zu."
Susanne Tharun (48) aus Dresden: "Ich organisiere jedes Jahr das stille Gedenken mit. Meine Oma, damals hochschwanger mit meiner Mama, flüchtete vor der Katastrophe nach Freital. Spätestens beim Glockenläuten bekomme ich immer Gänsehaut."
Titelfoto: Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild/dpa