Dresdens "Grüne Lunge" in Gefahr: Schüler visualisieren Baumsterben im Großen Garten!

Dresden - Ob als CO2-Speicher, Refugium für Biodiversität oder Klimaanlage im Sommer: Der Große Garten erfüllt zahlreiche Funktionen für Natur und Stadt. Doch die "Grüne Lunge" Dresdens ist in Gefahr, denn jeden Tag stirbt ein Baum! Ein Projekt der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH will dem nun entgegenwirken und die sächsischen Parks und Gärten besser auf die rasanten Klimaveränderungen einstellen.

Setzte die Idee mit seinen Schülern und Schülerinnen in die Tat um: Ulf Waeschke, Leiter des Physikkurses an der Neuen Waldorfschule Dresden.
Setzte die Idee mit seinen Schülern und Schülerinnen in die Tat um: Ulf Waeschke, Leiter des Physikkurses an der Neuen Waldorfschule Dresden.  © Petra Hornig

Auch wenn man es aktuell nicht vermuten könnte: Alle der rund 18.000 Bäume im Großen Garten sind von Dürre und Trockenheit bedroht.

Höchste Zeit für Handlungsbedarf, finden auch die Mitarbeiter des Projektes "Klimawandel in historischen Gärten" der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH und wollen mithilfe einer Bundesförderung in Höhe von drei Millionen Euro verschiedene Maßnahmen entwickeln. Stellvertretend für das Stadtgebiet beschäftigen sich die Mitarbeiter daher mit dem Großen Garten und dem Schlosspark Pillnitz.

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Eine dieser Maßnahmen wurde am heutigen Mittwoch im COSMO-Wissenschaftsforum vorgestellt. Gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen der 8A der Neuen Waldorfschule Dresden hat Mitarbeiterin Eva Gruhl (33) ein Modell gebastelt, das das Baumsterben deutlich machen soll. Insgesamt 400 LED-Lämpchen visualisieren die bedrohten Baumarten im Großen Garten. Man kann den Eichen, Linden und Buchen hier quasi virtuell beim Sterben zusehen.

Dreht man an den kleinen Reglern, wechseln die kleinen Lichter zwischen Grün und Orange bis hin zu Rot. "Die Farben sollen an die Ampel erinnern", erklärt Ulf Waeschke, Leiter des Physikkurses an der Neuen Waldorfschule. Ein anderer Mitarbeiter des Projektes war an ihn herangetreten und hatte ihm die Idee für das Modell vorgeschlagen. "Dann habe ich mich hingesetzt und erst mal ein bisschen rumprobiert", erklärt er. Schließlich habe er eine Pappe mit allen nötigen Arbeitsschritten gebaut und diese den Schülern und Schülerinnen präsentiert.

"Es kam dann wirklich recht schnell Zuspruch", erinnert sich Waeschke stolz. "Alle haben bis zum Schluss fleißig und selbstständig mitgearbeitet."

Aufwendiges Projekt … mit großem Erfolg!

Stolz auf die getane Arbeit: Elina (14, v.l.n.r.), Sonja (14), Heinrich (14), Juli (14), Hannah (14), Ole (14) und Constantin (15).
Stolz auf die getane Arbeit: Elina (14, v.l.n.r.), Sonja (14), Heinrich (14), Juli (14), Hannah (14), Ole (14) und Constantin (15).  © Petra Hornig

Seit Beginn des Jahres saßen die Schüler und Schülerinnen mehrere Stunden pro Woche an dem Modell. "Auch wenn es simpel aussieht, das Modell war unglaublich viel Arbeit", betont Gruhl. Die LEDs wurden in aufwendiger Handarbeit einzeln verlötet und angeschlossen.

Besonders toll: Jedes Mal, wenn eine der Lampen fertig war, läutete jemand eine kleine Glocke. "Das fand ich ganz wundervoll, diese kleine Motivationsglocke", fasst Gruhl zusammen. Auch die Schüler hatten Spaß an dem Projekt. "Wir sind dem Thema und irgendwie auch einander nähergekommen", erzählt Hannah (14).

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Den Achtklässlern geht es bei dem Projekt aber nicht nur um ihre eigene Zukunft, sie sorgen sich auch um nachfolgende Generationen. Von der aktuellen Klimapolitik zeigten sich die größtenteils 14-Jährigen enttäuscht und frustriert.

"Es macht einen wütend", klagt Juli (14). "Wir müssen jetzt etwas machen, damit es nach uns überhaupt noch Bäume gibt", betont Heinrich (14).

Grün steht (ganz offensichtlich) für gesunde Bäume, Orange meint gestresste oder geschädigte Bäume und die roten LEDs zeigen schließlich die absterbenden Exemplare.
Grün steht (ganz offensichtlich) für gesunde Bäume, Orange meint gestresste oder geschädigte Bäume und die roten LEDs zeigen schließlich die absterbenden Exemplare.  © Petra Hornig

Auch ein Roboter soll die Gärten und Parks verbessern

Etwas versteckt an der Ecke des Kulturpalastes findet man das COSMO-Wissenschaftsforum. Hier wird Wissenschaft erlebbar gemacht.
Etwas versteckt an der Ecke des Kulturpalastes findet man das COSMO-Wissenschaftsforum. Hier wird Wissenschaft erlebbar gemacht.  © Petra Hornig

Für Eva Gruhl liegt der Balanceakt in dem Projekt zwischen dem Erhalt, der Pflege und der Anpassung. Man könne nicht einfach wild drauflos gießen, erklärt sie, da sonst wieder Wassermangel entsteht. Einige Arten seien zudem nicht zukunftsfähig und müssen perspektivisch vielleicht sogar durch hitzeresistentere Arten ersetzt werden.

Wenn sie selbst durch den Großen Garten spaziert, macht sich zwar ein bisschen Trauer, aber auch Motivation in ihr breit. "Man weiß, wofür man es macht", fasst die 33-Jährige zusammen. "Außerdem muss ich positiv bleiben, damit ich eine Perspektive für die Zukunft habe." Mit dem dreigeteilten Projekt soll laut Gruhl das Bewusstsein gestärkt werden, Gärten und Bäume mehr wertzuschätzen.

Der Baum-Plan der Achtklässler fällt in den Bereich Kommunikation, erklärt Gruhl. "Also das, was wir den Menschen in einem öffentlich wirksamen Raum mit an die Hand geben können." Weiterhin gibt es die Bereiche "Boden-Wasser-Baum" und Robotik. Ersteres beinhaltet beispielsweise eine großflächige Bodenverbesserung und diverse Baumschulen. In der Robotik dreht sich wiederum alles um einen Gießroboter.

Der halbautonome Gefährte soll Gärtner und Gärtnerinnen beim Gießen unterstützen. Das Gerät hat die Pläne seines Einsatzortes einprogrammiert und folgt "seinem Meister" auf Schritt und Tritt. Derzeit läuft eine Abstimmung, welches Design am besten passen könnte. Drei Stück stehen zur Auswahl. Ende 2024 soll der Roboter schließlich "ins Freie gelassen werden".

Wer möchte, kann sich die vielseitige Ausstellung im COSMO-Wissenschaftsforum im Kulturpalast ansehen. Neben Gießrobotern und Baumsterben behandeln die Exponate auch nachhaltige Landwirtschaft und das Internet der Dinge.

Titelfoto: Petra Hornig

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