Dresdens Gedächtnis: 765 Jahre Geschichte auf 54 Kilometern Papier

Dresden - Die 40 Mitarbeiter des Stadtarchivs feiern Jubiläum: Mit dem Umzug im Januar 2000 in die frühere Heeresbäckerei in der Albertstadt konnte Dresdens kollektives Gedächtnis in den vergangenen 25 Jahren zum größten Stadtarchiv der Republik ausgebaut werden. Hier lagern 765 Jahre Dresdner Geschichte.

Archivleiter Thomas Kübler (59) steht im Herzen des Archivs.
Archivleiter Thomas Kübler (59) steht im Herzen des Archivs.  © Stefan Häßler

Wo einst die Königliche-Sächsische Armee Mehl aufbewahrte (später übernahmen Wehrmacht und Sowjet-Besatzer), ist heute in zwei Gebäuden Dresdens Archiv beherbergt.

Baugenehmigungen, Sterbebescheinigungen oder auch Protokolle von Ratssitzungen: 6500 Urkunden, 200.000 Ansichtskarten, 750.000 Fotos und unzählige Akten lagern wohl sortiert in Dutzenden Regalreihen.

"Stapelt man das Papier auf einen Meter Höhe, könnte man 54 Kilometer aneinanderreihen", sagt Archivleiter Thomas Kübler (59).

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Zum Vergleich: München und Leipzig kommen nicht mal auf die Hälfte. Das liege auch daran, dass Dresdens Archiv wegen Auslagerungen nur wenige Verluste im Weltkrieg und durch Brände erlitten hatte, so Kübler. Nach der Wende kamen auch durch Eingemeindungen weitere Bestände hinzu.

Beherbergt das Gedächtnis der Stadt: Im Archiv gibt es endlose Regalgänge mit unzähligen Akten.
Beherbergt das Gedächtnis der Stadt: Im Archiv gibt es endlose Regalgänge mit unzähligen Akten.  © Stefan Häßler

Stadtarchiv bereits mehrfach umgezogen

Historische Stadtpläne gibt es im Archiv zuhauf.
Historische Stadtpläne gibt es im Archiv zuhauf.  © Stefan Häßler

Das älteste Dokument ist eine Urkunde vom 27. März 1260 (die Ersterwähnung Dresdens war 1206).

Markgraf Heinrich (1215-1288) hatte den Bürgern (circa 3000 gab es damals) zugestanden, dass sie auch bei Rittern (also Adelsstand) Schulden eintreiben können (etwa für Zeche fürs Gasthaus, Behufen des Pferdes). "Seitdem begann die städtische Archivierung", so Kübler.

Zunächst waren die ersten Urkunden in Fässern im Rathaus am Altmarkt untergebracht. "Da waren sie trocken und sicher", sagt Kübler. Dann gab es Stadtbücher, in denen der Bau von Häusern, auch Einstürze, Geburten oder auch Hinrichtungen festgehalten und archiviert wurden.

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Das Stadtarchiv zog mehrmals um, war auch schon im Neuen Rathaus, ab 1946 an der Marienallee, wo nach 50 Jahren der Platz nicht mehr ausreichte.

Früher wurde auch auf Wachs geschrieben, wie diese Wachstafel aus dem 15. Jahrhundert zeigt.
Früher wurde auch auf Wachs geschrieben, wie diese Wachstafel aus dem 15. Jahrhundert zeigt.  © Stefan Häßler
Seit 765 Jahren dokumentieren Dresdner ihre Geschichte. Diese Aufnahme zeigt ein Arbeitszimmer des Stadtarchivs im Rathaus im Jahr 1938.
Seit 765 Jahren dokumentieren Dresdner ihre Geschichte. Diese Aufnahme zeigt ein Arbeitszimmer des Stadtarchivs im Rathaus im Jahr 1938.  © privat
Diese sogenannte Notenschrift, die Musikstücke schriftlich dokumentiert, gehört auch zum Bestand.
Diese sogenannte Notenschrift, die Musikstücke schriftlich dokumentiert, gehört auch zum Bestand.  © Stefan Häßler
25 Jahre am heutigen Standort: Das Dresdner Stadtarchiv befindet sich in der ehemaligen Heeresbäckerei an der Elisabeth-Boer-Straße (Albertstadt).
25 Jahre am heutigen Standort: Das Dresdner Stadtarchiv befindet sich in der ehemaligen Heeresbäckerei an der Elisabeth-Boer-Straße (Albertstadt).  © Stefan Häßler
Dresdens ältestes Dokument begründete das Archivwesen der Stadt: Diese Urkunde hatte Heinrich III., Markgraf von Meißen (1215-1288), 1260 ausgestellt. Bürger konnten damit auch Schulden bei Rittern (gehörten zum Adelsstand) eintreiben, was zuvor mitunter schwierig war.
Dresdens ältestes Dokument begründete das Archivwesen der Stadt: Diese Urkunde hatte Heinrich III., Markgraf von Meißen (1215-1288), 1260 ausgestellt. Bürger konnten damit auch Schulden bei Rittern (gehörten zum Adelsstand) eintreiben, was zuvor mitunter schwierig war.  © Stefan Häßler

Mit dem Umzug an die heutige Stätte (Elisabeth-Boer-Straße) konnte der Bestand weiter wachsen. Seitdem besuchten rund 250.000 Gäste das Archiv, stöberten im Lesesaal in alten Stadtplänen, betrieben Ahnenforschung, sichteten Bauakten. Pro Jahr erreichen das Archiv 60.000 Anfragen.

Titelfoto: Stefan Häßler

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