Dresdens erste Schule für Ukraine-Flüchtlinge: Lernen, damit die Seele Frieden findet
Dresden - Buntes Stimmengewirr im Gang und Kinder in der Klasse, die ihrer Lehrerin gespannt zuhören und nachsprechen. Was auf den ersten Blick wie eine normale Schule aussieht, ist alles andere als normal. Denn die 92 Grund- und Oberschüler, die seit Dienstag in vier Klassen am Höckendorfer Weg unterrichtet werden, sind alle vor Putins Angriffskrieg nach Dresden geflohen.
Und nicht nur sie. Auch die fünf Lehrer (zwei für die Oberschule, drei für die Grundschule) und drei Schulassistentinnen, die derzeit hier arbeiten, kommen aus der Ukraine.
So wie Deutsch-Lehrerin Ivana Nashora (33), die mit ihren drei Kindern aus der Großstadt Riwne nahe der belarussischen Grenze geflohen ist. Nun bringt sie Grundschülern ihre ersten Sätze auf Deutsch bei.
"Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder Deutsch lernen, damit sie die deutschen Kinder auf dem Spielplatz verstehen", erzählt sie.
Der Unterricht in der Schule habe gegenüber dem Online-Unterricht aus der Heimat, an dem einige ältere Schüler in ihrer Unterkunft teilnehmen, auch einen psychologischen Aspekt, wie die aus Kiew geflohene Deutsch-Lehrerin Yuliia Didenko (43) erklärt: "Dann bleiben die Kinder mit ihren Gedanken nicht allein zu Hause."
Allen Kindern einen Schulplatz anbieten kann Dresden jedoch nicht. Dafür fehlt es einerseits an Kapazitäten in den Schulen und andererseits an Lehrkräften.
Dresden sucht nach kreativen Lösungen, um ukrainische Schulkinder zu integrieren
"Insgesamt wurden bislang 1427 Anträge auf die Schulaufnahme in Dresden gestellt und 711 Schüler aufgenommen", sagt Hagen Kettner (61) vom Landesamt für Schule und Bildung. Damit habe Dresden bereits jetzt mehr ukrainische Schüler aufgenommen als der gesamte Freistaat Thüringen.
Und im Landesamt rechnet man damit, dass sich die Zahl zu beschulender ukrainischer Kinder bis August noch verdoppeln wird. "Das wird nicht nur eine Herausforderung, sondern richtig spannend", sagt Kettner.
Wie diese Schüler integriert werden sollen, ist bislang völlig offen. Bis zum neuen Schuljahr brauche man daher kreative Lösungen, so Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (52, CDU).
Titelfoto: xcitepress/Benedict Bartsch (2)