Stadt Dresden prüft mehrere "Ehrengräber" wegen NS-Vorbelastung

Dresden - Das sogenannte "Ehrengrab" des "Feuerzangenbowle"-Schauspielers Erich Ponto (1884–1957) auf dem Friedhof Tolkewitz wird aufgrund dessen Rolle zur Zeit des Nationalsozialismus von einer Fachkommission der Stadt Dresden überprüft.

Weil Schauspieler Erich Ponto (1884–1957) in Propagandafilmen der Nazis mitgespielt hat, steht sein Ehrengrab in Dresden auf dem Prüfstand.
Weil Schauspieler Erich Ponto (1884–1957) in Propagandafilmen der Nazis mitgespielt hat, steht sein Ehrengrab in Dresden auf dem Prüfstand.  © ullstein bild

Insgesamt verbringen auf den Friedhöfen der sächsischen Landeshauptstadt 129 Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe in solchen Ehrengräbern. Bei rund 30 von ihnen wurde nun eine "historische Belastung" festgestellt, darunter auch bei Erich Ponto, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte.

Ponto wurde am 14. Dezember 1884 in Lübeck geboren, war zwischen 1914 und 1947 am Dresdner Schauspielhaus tätig, 1990 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Er verstarb am 4. Februar 1957 in Stuttgart, seine Urne wurde 2007 nach Dresden überführt.

Berühmtheit erlangte Ponto vor allem für seine Rolle als "Professor Crey" ("Schnauz") in der Komödie "Feuerzangenbowle" (1944), in der sich Dr. Johannes Pfeiffer (gespielt von Heinz Rühmann) als Oberschüler ausgibt und seinem Lehrer auf der Nase herumtanzt.

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"Er war ein großartiger Charakterdarsteller. Ponto überzeugte ferner durch seine Vielseitigkeit und seinen überlegenen Humor", steht heute auf der Website des Schauspielhauses. Ein paar Zeilen weiter wird darauf verwiesen, dass Ponto aber auch in mehreren nationalsozialistischen Propagandastreifen mitgespielt hatte, etwa im antisemitischen Film "Die Rothschilds".

Aus diesem Grund überprüft die 2022 gegründete "Fachkommission historische Persönlichkeiten" derzeit anhand von bestimmten Kriterien, ob eine "Grabehrung aus heutiger Sicht" noch "würdig" sei.

Fachkommission prüft 30 Ehrengräber in Dresden

Erich Ponto wurde 2007 auf dem Friedhof Tolkewitz bestattet.
Erich Ponto wurde 2007 auf dem Friedhof Tolkewitz bestattet.  © wikipedia

Sollte die Fachkommission etwa feststellen, dass die in einem Ehrengrab bestattete Person zu Lebzeiten "aktiv" antisemitische Positionen propagiert hat, dann werde neu bewertet, ob jenes Grab weiterhin von der Stadt "aufrechterhalten und gepflegt" werden soll.

Einer solchen "vertieften Recherche" werden laut Angaben der Stadt derzeit rund 30 Gräber unterzogen. Nicht alle begrabenen Personen werden dabei hinsichtlich einer NS-Vergangenheit untersucht.

Bei rund einem Drittel werde die "aktive Beteiligung an der Ausgrenzung und Verfolgung" zu DDR-Zeiten unter die Lupe genommen, erklärte eine Sprecherin der Stadt gegenüber TAG24 am Donnerstag.

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Eine weitere Person werde zudem aufgrund der "aktiven Propagierung rassistischer Positionen in Wort und Tat im 19. Jahrhundert" näher beleuchtet.

Neben einer Überprüfung bereits bestehender Gräber soll die Fachkommission außerdem einige Empfehlungen für "zukünftige Gräber historischer Persönlichkeiten" aussprechen.

Erstmeldung vom 12. Februar, 15.35 Uhr. Zuletzt aktualisiert am 13. Februar, 11.42 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: ullstein bild, Wikipedia

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