Umstrittener Verkehrsversuch am Blauen Wunder: Rathaus vertagt erste Bilanz, ADFC zieht positives Fazit
Dresden - Sehnsüchtig wartete Dresden am gestrigen Freitag auf die angekündigte Stellungnahme des Rathauses zum umstrittenen Verkehrsversuch am Blauen Wunder. Diese Erwartung wurde enttäuscht, ein erstes Fazit von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) blieb aus. Dafür zog der ADFC schon mal Bilanz – mit einer durchaus positiven Bewertung.
Kurzfristig teilte das Presseamt am Freitag mit, dass die Ergebnisse der ersten Versuchswoche in der nächsten Dienstberatung von OB Dirk Hilbert (52, FDP) kommenden Dienstag Thema sein sollen.
Darüber und über das weitere Vorgehen werde die Öffentlichkeit im Anschluss informiert, so ein Stadtsprecher.
Darauf will die CDU gar nicht erst warten. Sie preschte nun mit einem Eilantrag für den nächsten Stadtrat am Donnerstag (18. April) vor.
Der hat zum Ziel, den Verkehrsversuch mit der knallroten Radspur am Schillerplatz unverzüglich zu beenden. Die Radwege auf dem Brückenkörper sollen aber bleiben.
Verspätungen im ÖPNV: DVB nicht zu Stellungnahme bereit
"Die gravierenden verkehrlichen Fehleinschätzungen von Bürgermeister Kühn haben zu chaotischen Zuständen im Dresdner Osten geführt", erklärte Veit Böhm (57, CDU), verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion.
Der Kommunalpolitiker bezog sich in einem Positionspapier auch auf die Verspätungen des ÖPNV. Zu denen wollten sich die DVB am Freitag nicht äußern, verwiesen stattdessen auf das Rathaus.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Dresden (ADFC) hat indes jetzt schon Klarheit. ADFC-Präsident Edwin Seifert (51) sieht den Verkehrsversuch als "vollen Erfolg".
Die Radwege würden gut angenommen, Radler seien nur noch zu einem geringen Prozentsatz (5,4 Prozent) auf dem Gehweg vor dem Café Toscana unterwegs. Auch die Stauzeiten, etwa auf der Grundstraße stadteinwärts, hätten sich verringert.
Nach den Protesten der Verkehrsversuchsgegner startete jetzt auch der ADFC eine Petition – für die Fortführung des Experiments. Die hatte am Freitagabend bereits 800 Unterschriften zusammen.
Titelfoto: Holm Helis