"Mehr als 1000 Absagen versendet": Viele Studenten starten in Dresden ohne Wohnung
Dresden - Traditionell beginnt Anfang Oktober ein neues Semester für die Studierenden. Für viele ist es auch das erste überhaupt. Sie beantragen BAföG, suchen sich ihre erste eigene Wohnung - und das ist kein leichtes Unterfangen, sagt auch das Studentenwerk Dresden.

Der Studienstart beginnt für mindestens Tausend Immatrikulierte holprig: Für sie hat das Studentenwerk keine Bleibe im Angebot. Zu groß ist die Nachfrage, zu klein das Angebot: 35.000 Studenten treffen in diesem Jahr auf etwa 6600 Wohnmöglichkeiten der Einrichtung.
"Wir mussten schon jetzt mehr als 1000 Absagen versenden – und das wird sicherlich noch nicht das Ende sein", sagt Studentenwerk-Sprecherin Sandy Hofmann (44) im Gespräch mit TAG24. "Es stehen einfach nicht genügend freie Zimmer zum Semesteranfang zur Verfügung."
Das läge zum einen an der Bewerberzahl, die wieder auf Vor-Corona-Niveau sei, zum anderen aber auch an einer Vielzahl an Studenten, die die verlängerte Regelstudienzeit in Anspruch nehmen und deshalb länger in den Heimen wohnen bleiben würden.
"Im Bahnhof campieren muss glücklicherweise niemand", sagt Hofmann. Denn das Studentenwerk betreibt auch ein internationales Gästehaus, das Unterbringungen für kurze Zeiträume zwischen einem Tag und drei Monaten ermöglicht.
Zum anderen gibt es auch private Vermieter, die zum Teil spezielle Angebote für Studenten haben.


BAföG-Höchstsatz von 934 Euro, aber reicht das überhaupt zum Leben?

Um sich überhaupt eine Wohnung leisten zu können, gibt es eine Förderung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAföG. Der Staat unterstützt Studenten dabei finanziell in Form eines Studienkredits. 50 Prozent davon sind ein zinsloses Darlehen und die übrigen 50 Prozent ein Zuschuss. Zurückgezahlt werden muss also nur die Hälfte nach Beendigung des Studiums.
Im vergangenen Jahr wurden die Berechnungssätze angepasst.
"Im vergangenen Jahr gab es die BAföG-Novelle, wo vor allem für Studierende der Satz angehoben wurde, die nicht zu Hause bei ihren Eltern leben. Das sollte dazu dienen, seine Wohnkosten zu finanzieren. Aber natürlich sieht die Realität ganz anders aus", moniert Hofmann. "Die Mieten sind drastisch gestiegen. Die Lebenshaltungskosten sind auch drastisch angestiegen."
Die Studentenwerk-Sprecherin und ihre Kollegen motiviert daher alle Eingeschriebenen, sich um die Förderung zu bewerben. "Selbst wenn nur ein geringer Satz herauskommt, ist es doch eine finanzielle Unterstützung, die man sich nicht entgehen lassen sollte", so die 44-Jährige.
Sie findet gut, dass es diese Form der Studienfinanzierung gibt. "Aber sie muss angepasst werden", fordert Hofmann: "Und da ist die Bundesregierung in der Pflicht. Was im vergangenen Jahr beschlossen wurde, reicht nicht aus, um den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden."
Auch in diesen Fällen ist das Studentenwerk für Euch da
Das Studentenwerk kümmert sich nicht nur um seine Wohnungen, die Mensen und gibt Hilfe beim BAföG-Antrag. So gibt es etwa Beratungen zum Thema Soziales, wenn beispielsweise ein Studierender aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse ins Straucheln gerät, wenn finanzielle Schwierigkeiten unerwartet auftreten.
Zudem gibt es eine psychosoziale Beratungsstelle, wo eine hohe Nachfrage besteht, wenn Lernschwierigkeiten, Prüfungsängste, Zweifel am Studiengang auftreten.

"Und was auch ein wichtiger Punkt ist: Es ist nicht gerade unwahrscheinlich, dass man im Studium Kinder bekommt oder sich mit Kindern für ein Studium entscheidet", erklärt Hofmann. "Da bieten wir ebenfalls Unterstützung. Neben der Beratung haben wir zwei Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 250 Plätzen für Kinder im Alter von acht Wochen bis sechs Jahre. Kurzzeitbetreuung gibt es auch."
Die Sprecherin ermutigt Studenten, sich aktiv Hilfe beim Studentenwerk zu holen, wenn sie benötigt wird. "Viele Kollegen kümmern sich darum, dass das Studium so aufrechterhalten werden kann."
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Holm Helis